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Gentechnologie
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Wahr oder falsch? Setzt man ein neues Gen in einen Organismus ein, so bezeichnet man diesen Organismus als genetisch verändert.
Hier ist eine Zelle. Im Zellkern sind DNA-Moleküle mit den Genen der Zelle. Die Gene sind Rezepte für verschiedene Arten von Proteinen. Die Zelle entschlüsselt die Rezepte und bildet Proteine aus Aminosäuren. Das tun Zellen seit mehreren Milliarden Jahren – seitdem es auf der Erde Leben gibt.
Auch wir Menschen haben gelernt, diese Rezepte zu lesen. Dazu untersuchen wir die Reihenfolge der Basenpaare in den Genen. Und daraus können wir dann schließen, welche Proteine die Zelle bildet. Heutzutage können Menschen nicht nur Proteinrezepte lesen, sondern sie auch schreiben. Leon hat eine Krankheit: Diabetes Typ 1.
Er ist Diabetiker. Sein Körper produziert also nicht genug Insulin. Ein Hormon. Deshalb muss er sich nach jeder Mahlzeit Insulin spritzen. Früher hat man Insulin aus Schweinen gewonnen.
Man brauchte viele Schweine, um kleine Mengen an Insulin herzustellen. Es war eine teure Medizin. Außerdem ist Insulin vom Schwein nicht ganz identisch mit menschlichem Insulin. Wissenschaftler haben versucht, Insulin auf eine andere Art herzustellen: ein Insulin, das günstiger ist und sich für Menschen besser eignet. Dann hatten sie eine Idee: Insulin ist ein Protein.
Und Proteine werden von Zellen gebildet, die die Gene im Zellkern entschlüsseln. Kann man vielleicht die Gene in einem Bakterium verändern? Kann man die Gene so umschreiben, dass das Bakterium beginnt, Insulin zu bilden? Die Forscher fingen an, menschliche Zellen zu untersuchen, die keinen Diabetes Typ 1 hatten – Zellen mit dem Rezept für Insulin im Zellkern. Sie schnitten aus diesen Zellen die Gene heraus, die die Produktion von Insulin steuern.
Dann setzten sie diese Gene – die Insulinrezepte – in ein Bakterium ein. Das Gen befahl dem Bakterium nun, Insulin aus Aminosäuren zu bilden. Jetzt sammelten die Forscher das Insulin und stellten damit Medikamente für Diabetiker her. So haben sie die Proteinrezepte im Bakterium also neu geschrieben. Und Bakterien geschaffen, die man zur Herstellung von Medizin für Diabetiker einsetzen könnte.
Das Insulin eignete sich nun besser für Menschen. Man brauchte also keine Schweine mehr für die Herstellung. Außerdem war die Medizin jetzt viel günstiger. Dies ist ein Beispiel dafür, wie man Wissen über Gene und DNA-Moleküle praktisch nutzen kann. Das ist Gentechnologie oder kurz Gentechnik.
Gentechnik wird in vielen Bereichen eingesetzt, etwa in der Landwirtschaft. Hier ist ein Beispiel, wie Gentechnik funktioniert: Dieser Fisch lebt im arktischen Ozean. Seine Gene helfen ihm, die kalten Temperaturen auszuhalten. Mit Hilfe von Gentechnik kann man ein solches Gen herausschneiden und in diese Kartoffelpflanze einsetzen. Dadurch überstehen die Kartoffeln die Kälte nun besser als vorher.
Der Mensch hat eine neue Kartoffelsorte gezüchtet, die wie eine normale Kartoffel ist. Allerdings ist sie durch Gentechnik verändert – genetisch verändert. Sie wächst jetzt auch an kälteren Orten. Denn die Kartoffel wurde gentechnisch verändert. Es gibt noch viele andere Beispiele für Tiere und Pflanzen, die man auch genetisch verändert hat, damit sie schneller wachsen oder größere Ernten bringen.
Genetisch veränderte Tiere und Pflanzen sind billiger und liefern mehr Nahrung. Durch die Gentechnik kannst du also bessere Medizin und billigere Lebensmittel kaufen. Es gibt immer mehr gesunde und immer weniger hungernde Menschen. Aber leider auch Risiken. Es ist schwer zu sagen, welche Folgen die Gentechnik haben wird.
Sind genetisch veränderte Lebensmittel wirklich gut für den Menschen? Enthalten sie vielleicht Stoffe, die uns schaden können? Und was passiert mit der Natur, wenn die Menschen in ihr Pflanzen und Tiere mit neuen Gensätzen aussetzen? Verändern sich dadurch die Ökosysteme, und sterben dann einige Arten aus? Die Natur ist ein empfindliches Gleichgewicht, in dem Pflanzen und Tiere voneinander abhängen und zusammenwirken.
Vielleicht stören genetisch veränderte Arten dieses Gleichgewicht auf eine Weise, die man nur schwer vorhersagen kann. Wir wissen heute einfach nicht genug über die langfristigen Folgen der Gentechnik. Wir müssen sehr vorsichtig sein. Gentechnik bringt beides mit sich: Möglichkeiten und Risiken.