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Kooperation und Evolution
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Wahr oder falsch? Wer am besten an den Lebensraum angepasst ist, gibt seine Gene weiter.
Manchmal gibt es in der Natur nur wenig zu essen. Wer am besten sucht – oder jagt –, hat die besten Chancen zu überleben und sich zu vermehren. Und seine Eigenschaften an die nächste Generation weiterzugeben. Es herrscht eine natürliche Selektion, d. h.
natürliche Auswahl. Rund um die Uhr, das ganze Jahr über. Das Angebot an Essen, Raum oder Partnern ist nicht unendlich. Alles ist begrenzt In der Natur kämpft man gegeneinander. In so einer Umgebung ist es hilfreich, wenn man stark ist und so viel wie möglich an sich reißt, um am Ende nicht zu verhungern, oder?
Aber ist das ganz sicher so? In diesem Wolfsrudel gibt es die starke Eigenschaft, Essen an sich zu reißen. Du kannst es die "Schnapp's dir selbst"-Eigenschaft nennen. Was passiert mit dem Rudel, wenn sich die starken Wölfe so viel Essen wie möglich schnappen? Dann bekommen einige Wölfe nur wenig Essen ab.
Oder gar kein Essen. Weniger Essen vergrößert die Gefahr zu sterben. Wenn viele Wölfe sterben, ist es für die überlebenden Wölfe schwieriger, einen Partner zu finden. Heute kann das Schnapp-Verhalten für diesen starken Wolf von Vorteil sein, denn es macht ihn satt. Morgen kann das Verhalten aber von Nachteil sein, wenn er keinen Partner findet.
Natürliche Auswahl sorgt dafür, dass die "Schnapp's dir selbst"-Eigenschaft in der nächsten Generation nicht so häufig vorkommt. Sich Dinge zu schnappen, ist also ein Verhalten mit Vor- und Nachteilen. Gibt es ein anderes Verhalten, das nicht die gleichen Nachteile hat? Dieses Rudel hat eine stärkere "Teil mit uns"-Eigenschaft. Sie teilen die Jagdbeute also gerecht miteinander.
So haben mehr Wölfe eine Chance zu über- leben – auch die Jungen und Schwachen. Dadurch gibt es mehr Wölfe zum Paaren. Und es überleben mehr Welpen, bis sie alt genug sind, um sich zu paaren. Diese starke "Teil mit uns"-Eigenschaft wird weitergegeben und immer häufiger. Teilen scheint eine gute Sache zu sein.
Aber in diesem Verhalten liegt für den einzelnen Wolf auch eine Gefahr: Gibt es sehr wenig zu essen, dann kann das Teilen-Verhalten dazu führen, dass ein Wolf nicht genug zu essen hat. Und wenn er verhungert, werden seine Eigenschaften nicht weitergegeben. Natürliche Auswahl sortiert die "Teil mit uns"-Gene aus und sorgt dafür, dass sie in der nächsten Generation seltener vorkommen. Teilen ist also auch ein Verhalten mit Vor- und Nachteilen. "Teil mit uns" und "Schnapp's dir selbst" sind zwei Eigenschaften und zwei Verhaltensweisen von allen Wölfen. Sie sind in verschiedenen Einzeltieren unterschiedlich stark vorhanden.
Beide Verhalten haben ihre Vor- und Nachteile. Wie viel von jedem Verhalten ist am besten? Das entscheidet die Evolution. Natürliche Auswahl sorgt für ein Gleich- gewicht zwischen den beiden Verhalten und bestimmt, welche Merkmale in der nächsten Generation häufiger vorkommen. Nicht immer gibt der beste Schnapper oder der Stärkste seine Gene weiter.
Sondern die, die sich am besten an den Lebensraum angepasst haben – die geben ihre Gene weiter. Und manchmal ist die beste Anpassung, wenn man zusammenhält und miteinander teilt.