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Festlegung des Geschlechts bei Menschen
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Wahr oder falsch? Die Kombination der Geschlechtschromosomen, die ein Embryo hat, bestimmt, zu welchem biologischen Geschlecht es sich entwickeln wird.
Das ist ein sechs Wochen alter Embryo. Er ist etwa so groß wie eine Erbse und sieht überhaupt noch nicht wie ein Mensch aus. Viele Dinge passieren mit dem Embryo, wenn er sechs Wochen alt ist – seine Gesichtszüge bilden sich aus, ebenso wie die Knospen der Gliedmaßen, aus denen Arme und Beine werden. Ab dem Zeitpunkt der Empfängnis hat der Embryo alle seine Chromosomen, auch ein Geschlechtschromosomen-Paar – in den meisten Fällen entweder ein XX- oder ein XY-Paar. Aber zu diesem Zeitpunkt hat der Embryo keine biologischen Merkmale, die mit XX- oder XY-Chromosomen – mit dem biologischem Frau- oder Mann-Sein – in Verbindung gebracht werden.
Stattdessen hat der Embryo zwei Ausbuchtungen und zwei Kanäle, die sich entweder zu weiblichen oder männlichen Fortpflanzungssystemen entwicklen können. Ein Kanal kann zu Eileitern und Gebärmutter werden und der andere Kanal zu spermienproduzierenden Teilen des männlichen Fortpflanzungssystems. Ebenso können sich die beiden Ausbuchtungen entweder zu Eierstöcken oder zu Hoden entwickeln. Die Entwicklung im Zusammenhang mit den Geschlechtschromosomen beginnt, wenn der Embryo sechs bis sieben Wochen alt ist, und dauert ein paar Wochen. Was aus den Ausbuchtungen wird, hängt üblicherweise von den Geschlechtschromosomen des Embryos ab.
Schauen wir uns an, was bei einem Embryo mit XX-Chromosomen passiert! XX-Chromosomen geben den Ausbuchtungen das Signal, Eierstöcke zu werden. Auch geben sie einem der Kanäle das Signal, sich zu Eileitern und Gebärmutter zu entwickeln. Gleichzeitig schrumpft der andere Kanal und zerfällt. Und wenn ein Embryo XY-Chromosomen hat?
Nun ja, in dem Fall entwickeln sich die Ausbuchtungen zu Hoden. Die Hoden setzen dann einen chemischen Botenstoff frei, das Hormon Testosteron. Testosteron gibt einem geschlechtslosen Kanal die Anweisung, sich zu spermienproduzierenden Teilen zu entwickeln. Der andere Kanal schrumpft und zerfällt. Wenn dieser Kanal jedoch nicht zum richtigen Zeitpunkt Anweisungen vom Testosteron erhält, entwickelt der Embryo Eileiter und Gebärmutter.
Was normalerweise bei Embryos mit XX-Chromosomen passiert! Nachdem diese inneren Geschlechtsorgane entstanden sind, entwickelt der Fötus auch äußere Geschlechtsorgane – eine Vulva oder einen Penis. Die XX- und XY-Chromosomenpaare legen also üblicherweise fest, ob ein Embryo weibliche oder männliche Geschlechtsorgane entwickeln wird. Aber bei etwa 2% aller Lebendgeburten ist das nicht so. In diesen Fällen entwickeln die Embryos Geschlechtsorgane, die sich von denen unterscheiden, die normalerweise mit den Geschlechtschromosomen verbunden werden, die sie haben.
In diesen Fällen sprechen wir von Besonderheiten der Geschlechtsentwicklung. Diese Besonderheiten können zum Beispiel auftreten, weil Testosteron nicht genau zur richtigen Zeit freigesetzt wird. Oder es kann daran liegen, dass der Embryo eine oder mehrere Kopien des X- oder des Y-Chromosoms hat. Man weiß nicht viel über Besonderheiten der Geschlechtsentwicklung. Wissenschaftler müssen noch viel Forschung betreiben, um Menschen zu helfen, die aufgrund dieser Besonderheiten Probleme haben.
Die Festlegung des Geschlechts scheint auf den ersten Blick einfach zu sein, als ob sie nur mit X- und Y-Chromosomen zusammenhängen würde. Aber in Wirklichkeit ist es eine der kompliziertesten Phasen in der Entwicklung eines Menschen. Es ist ein empfindliches Zusammenspiel zwischen Genen und Hormonen sowie dem Zeitpunkt dieses Zusammenspiels. Und es gibt vieles, was wir noch nicht verstehen.