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Multinationale Unternehmen
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Wahr oder falsch? Die meisten multinationalen Unternehmen beziehen die Materialien für ihre Produkte vom selben Ort, an dem sie die Produkte herstellen und verkaufen.
Über Tausende von Jahren überquerten Händler Meere und Länder, um ihre Waren zu tauschen. Ab der Mitte des 20. Jahrhunderts beschleunigen dann Düsenflugzeuge und Containerschiffe den Transport. Später verbinden das Internet und Handys die Menschen auf aller Welt ... bis man alles – von Schuhen und Safran bis zu Ideen und Liedern – schneller als je zuvor um die Erdkugel schicken kann.
Aus diesen frühen Händlern sind heute große Organisationen geworden. Die Menschen in diesen Organisationen, die Produkte herstellen und verkaufen, besitzen diese Produkte nicht. Solche Organisationen sind in den Händen mehrerer Eigentümer – manchmal Tausender! Die Unternehmen sind im Besitz von Aktionären. Das Ziel eines Unternehmens ist es, den Aktionären Gewinne einzubringen.
Dafür muss es seine Produkte teurer verkaufen, als sie die Herstellung kostet. Ein Unternehmen will seine Produkte also möglichst billig herstellen ... oder besser gesagt: an den billigsten Orten. Nimm eine kanadische Schuhfirma als Beispiel: Seit fünfzig Jahren produziert sie Schuhe in der kanadischen Stadt, in der auch ihre Zentrale sitzt. Nun will die Firma aber ihre Produktionskosten senken und sucht darum weltweit nach den billigsten Materialien und Arbeitskräften.
In Brasilien gibt es Leder günstig, aber Färbemittel ist billliger in Südkorea. Dafür ist der Preis für Gummi in Malaysia unschlagbar. Die Firma sammelt also Materialien aus all diesen Ländern und sucht nach dem billigsten Ort, an dem daraus Schuhe gemacht werden. In Ländern mit niedrigem Einkommen zahlt die Firma den Fabrikarbeitern viel weniger als in Kanada. Darum lässt sie ihre Schuhe nun in Vietnam herstellen.
Die Firma ist inzwischen in mehreren Ländern aktiv, die alle einem zentralen Hauptsitz unterstehen. Die Firma ist nun ein multinationales Unternehmen oder kurz: ein "MNU". Nicht alle MNUs gehen gleich vor. Einige lassen sich in Übersee nieder, um die Produktionskosten zu senken, andere öffnen Filialen in neuen Ländern, um mehr Produkte zu verkaufen. Die kanadische Schuhfirma im Beispiel will beide Wege gehen.
Sie verkauft Schuhe in Vietnam, nicht weit vom Herstellungsort entfernt. Der multinationale Konzern muss keine Angst vor Konkurrenz von lokalen vietnamesischen Firmen haben. Das MNU ist mächtig gewachsen und verfügt über mehr Geld, fortschrittlichere Technologie und besser ausgebildete Manager als kleinere vietnamesische Firmen. Der Schuhverkauf in Vietnam läuft gut. Die Gewinne der MNUs steigen, und die Aktionäre kassieren immer mehr Geld.
Die vietnamesischen Kunden haben jetzt mehr Auswahl: eine neue kanadische Schuhmarke in ihren Haupteinkaufsstraßen. In Kanada hingegen sind die Schuhe billiger, als wenn sie dort hergestellt worden wären. Auch die kanadischen Kunden sind also zufrieden! Durch den schnellen Wachstum der MNUs gibt es klare Gewinner. Gibt es auch Verlierer?
Die Schuhmacher in der kanadischen Stadt, die seit Generationen zuverlässige, gut bezahlte Arbeitsplätze boten, verlieren plötzlich ihre Arbeitsaufträge, weil Schuhe nun in Übersee produziert werden. Und die Arbeiter in Vietnam? Tut der multinationale Konzern ihnen gut oder schlecht? Obwohl sie weniger Geld bekommen als die kanadischen Arbeiter, verdienen sie in der Fabrik besser als bei anderen Arbeitgebern in der Gegend. Die Tausenden von Arbeitsplätzen bei den ausländischen Firmen helfen mehr Geld in die Region zu bringen, und die Gemeinden können in neue Schulen, Krankenhäuser und Straßen investieren.
Mitunter haben Entwicklungsländer aber nur schwache Arbeitsschutzgesetze. Sie arbeiten vielleicht viele Stunden gebeugt über Maschinen in staubigen Fabrikhallen. Um die Arbeiter vor solchen Bedingungen zu schützen, haben internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen Leitlinien zur Führung multinationaler Konzerne aufgestellt. Die weltweite Verbreitung der MNUs hat auch Folgen auf immer mehr Orte und Menschen. MNUs bieten Chancen für Aktionäre, Arbeitssuchende, Verbraucher und Communitys zugleich.
Sie sind aber auch verantwortlich dafür, die Rechte derjenigen zu sichern, die von ihren Geschäften betroffen sind.