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Chinas Ein-Kind-Politik
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Wahr oder falsch? Heute ist China eines der Länder der Welt mit dem größten Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern.
Es ist das Jahr 1980. In der Volksrepublik China explodiert die Bevölkerung! In nur 30 Jahren hat sich die Bevölkerung von 500 Millionen auf eine Milliarde verdoppelt ... und sie steigt weiter! Die Regierung macht sich Sorgen.
Essen und Wohnraum reichen nicht für alle Menschen aus. Man muss etwas tun, um die Wachstumsrate der Bevölkerung zu verlangsamen. Die Regierung trifft darum eine extreme Entscheidung. 1980 verabschiedet sie ein Gesetz, nach dem die meisten Familien nur ein Kind haben dürfen. Man nennt es die Ein-Kind-Politik.
Wer diese Regeln bricht und mehr als ein Kind hat, dem drohen schwere Geldstrafen. Oft kosten diese Bußgelder mehr Geld als das Jahreseinkommen einer Familie insgesamt. In den kommenden Jahren kontrolliert die Regierung die Familien- planung der Bevölkerung mit Hilfe der Ein-Kind-Politik streng. Vor der Ein-Kind-Politik wuchs die Bevölkerung schnell – jährlich um fast 3 %! Wir schreiben das Jahr 2016: Die Bevölkerung wächst jährlich nur noch um 0,5 %.
Die Ein-Kind-Politik hat also gewirkt! Oder? Nun ja ... Sie hat auch viele Probleme gebracht. Seit die Ein-Kind-Politik in Kraft ist, wollen die Eltern lieber kleine Jungen als kleine Mädchen. Über Tausende von Jahren spielen die Söhne in der chinesischen Gesellschaft eine große Rolle.
Die Söhne führen den Familiennamen weiter, erben das gesamte Geld und Eigentum und sorgen für ihre Eltern. Dürfen Familien nur ein Kind haben, ist die Geburt eines kleinen Mädchens also nicht immer ein fröhlicher Anlass. Manchmal treiben die schwangeren Frauen ab. Oder man gibt kleine Mädchen zur Adoption frei oder setzt sie aus. Nach einiger Zeit gibt es darum mehr Jungen als Mädchen.
In der aufkommenden Generation herrscht kein Gleichgewicht der Geschlechter. Heute ist China eines der Länder mit dem größten Ungleichgewicht der Geschlechter. In der Bevölkerung von 1,39 Milliarden gibt es ca. 30 Millionen mehr Männer als Frauen! Ohne Frau können viele dieser Männer keine Familie gründen und haben darum im Alter keine Kinder, die sie dann unterstützen.
Dabei ist die Unterstützung der Alten eine wichtige Sache in China! Man schätzt, dass im Jahr 2050 jeder dritte Mensch in China älter als 60 Jahre sein wird. Das macht also 430 Millionen Senioren! Traditionell kümmern sich die Söhne um ihre Eltern, daher haben nur sehr wenige alte Chinesen eine Krankenversicherung oder bekommen eine Rente. Es ist unklar, wie man sie unterstützen kann.
Viele ältere Menschen gehen in den Ruhestand, aber wegen der Ein-Kind-Politik gibt es nicht genug junge Erwachsene, um sie zu ersetzen. Es ist schwer voherzusagen, wie stark Chinas Wirtschaft unter der Überalterung seiner Bevölkerung leiden wird. Früher war das Problem, dass es zu viele Menschen gab. Heute ist das Problem genau andersrum: Es gibt nicht genug junge Menschen in China – besonders junge Frauen! 2016 beschließt die Regierung darum, ihre Politik zu ändern.
Sie erlaubt zwei Kinder pro Familie anstatt nur eines. China ist aktuell immer noch das bevölkerungsreichste Land der Welt. Die Änderung der Ein-Kind-Politik hat nicht zu so vielen Geburten geführt, wie die Regierung es sich erhofft hatte. Seit dem Beginn der Ein-Kind-Politik im Jahr 1980 hat sich in China eine Menge getan. Seitdem zogen 500 Millionen Menschen vom Land in die Städte.
Diese Urbanisierung geschah sehr rasch. In der Stadt zu leben und dort Kinder großzuziehen kann sehr teuer sein. Das ist ein Grund, warum viele Chinesen keine große Familie mehr haben wollen. Trotz der Bemühungen der Regierung wird China seine Bevölkerungsprobleme so bald wohl nicht lösen können.