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Die Britische Ostindien-Kompanie: der Beginn des Kolonialismus
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Welchen Titel hatte der muslimische Kaiser, der im 18. Jahrhundert über Indien herrschte?
Im 18. Jahrhundert wird aus der Britischen Ostindien-Kompanie mehr als nur eine Handelsfirma. Sie wird die herrschende Macht in Indien. Im 17. Jahrhundert waren drei wichtige Dinge passiert: 1) Die Kompanie hatte das Recht, ihr eigenes Geld zu bekommenn und eine eigene Armee zu haben.
2) Die Handelsmacht der britischen Firma wurde immer größer und die Macht der holländischen Firma immer kleiner. 3) Die Firma hatte einige wichtige Handelszentren aufgebaut. Das wichtigste Handelszentrum war Kalkutta. Nun sind wir im frühen 18. Jahrhundert.
In Indien regiert der Mogul, eine Art muslimischer Kaiser. Unter ihm gibt es regionale Herrscher –Nabobs – wie z. B. in Bengalen, der größten Region mit den meisten Einwohnern. 1717 entscheidet der Mogul, dass die britische Firma keine Straßengebühren mehr für Waren aus Bengalen zahlen muss.
Die wichtigsten Waren sind: Baumwolle, Seide, indigoblauer Farbstoff, Salpeter und natürlich Tee. Mitte des 18. Jahrhunderts sind einige Nabobs vom Mogul genervt und verkünden deshalb ihre Unabhängigkeit. Einer von ihnen ist der Nabob von Bengalen, Siraj ud-Daulah. Die verschiedenen regionalen Nabobs werden nun von unterschiedlichen Ländern unterstützt.
Frankreich unterstützt Bengalen, da die Französische Ostindien-Kompanie den britischen Markt hier gerne übernehmen würde. Zur gleichen Zeit herrscht in Europa ein Krieg zwischen Frankreich und England. Die Britische Firma ist also nicht froh, dass die Franzosen nun so nah sind. Die Firma hat eine militärische Festung in Kalkutta: Fort William. Diese unterstützt sie jetzt im Kampf gegen die Franzosen.
Siraj ud-Daulah findet das nicht gut. Die Briten bedrohen die Unabhängigkeit der Bengalen. Also greift er Fort William an. Die Briten, die den Angriff überleben, werden in einer Zelle in der Festung eingesperrt. Die Zelle hat den Namen "Schwarzes Loch von Kalkutta".
Sie ist etwa 20 Quadratmeter groß und bietet Platz für 1-2 Gefangene. Aber jetzt sind hier mehr als 60 Menschen eingesperrt. Es ist fast unmöglich, die Tür zu schließen. Der Nabob weiß nicht, dass die Zelle so klein ist. Er weiß auch nicht, dass es hier drinnen so voll und heiß ist, dass die Gefangenen kaum Luft bekommen.
In dieser Nacht sterben mindestens vierzig von ihnen. General Robert Clive wurde nach Kalkutta geschickt, um zurückzuschlagen. In diesem Mangowald beim Ort Plassey, kämpft Clives kleine Armee mit 3.300 Soldaten gegen die viel größere Armee von Nabob Siraj ud-Daulah mit 55.000 Mann. Aber was ist das? Einer der indischen Heeresführer, Mir Jafar, schickt seine Männer nicht in den Kampf.
Die Briten gewinnen die Schlacht. Mir Jafar hat den Briten versprochen, dass er den Nabob verrät. Denn er will selbst Nabob werden. Jetzt hat die Britische Ostindien- Kompanie das Sagen in Bengalen. Mir Jafar ist nur eine Marionette.
1765 erlaubt der Mogul der Firma, Steuern zu verlangen. Nicht nur in Bengalen, sondern auch in Bihar und Orissa. Und warum? Der Mogul hat die ewigen Kämpfe mit den Nabobs und anderen Menschen, die ihn stürzen wollen, satt. Als Dank für die neuen Steuereinnahmen macht die Firma Zahlungen an den Hof des Moguls.
Damit stellt die Firma sicher, dass der Mogul an der Macht auch in anderen Teilen des Landes bleibt. Die Firma trifft auch Absprachen mit einigen der – jetzt machtlosen – Nabobs. Die Nabobs müssen mehrere Millionen zahlen, damit die Kompanie sie beschützt. Jetzt braucht die Firma kein Geld mehr aus Großbritannien, um ihre Waren einzukaufen. Dafür verwenden sie nun die eingeholten Steuergelder.
So kaufen sie Waren günstig in Indien und verkaufen sie teuer in England. Den Gewinn geben sie dann auch dort aus. Nun sind der Mogul und die Nabobs abhängig von der Firma. Die Britische Ostindien-Kompanie herrscht über Indien. Diese Herrschaft dauert bis 1858, als das britische Parlament die Nase schließlich voll hat und die Firma übernimmt.
Ganz Indien wird nun eine britische Kolonie, die von Königin Victoria regiert wird.