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1. Weltkrieg: Endlich Frieden!
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Warum verbrennen die Menschen in Deutschland Geldscheine?
Die Welt atmet erleichtert auf. Endlich Frieden! Nach mehr als vier Kriegsjahren beschießen sich die Soldaten nicht mehr gegenseitig. Am 11. November 1918 wird ein Waffenstillstand vereinbart.
Der Erste Weltkrieg ist zu Ende. Alle sind erleichtert, dass der Krieg vorbei ist. Jetzt ist es Zeit zu entscheiden, wie die Welt nach dem Krieg aussehen soll. Im Frühjahr 1919 finden Friedensgespräche statt. Nur die Gewinner des Kriegs dürfen Entscheidungen treffen: Frankreich, Großbritannien, die Vereinigten Staaten und zuerst auch Italien und Japan, aber die treten später aus den Verhandlungen aus.
Deutschland darf nicht teilnehmen. Vor allem Frankreich, Großbritannien und die USA legen die Friedensbedingungen fest. Doch diese Länder haben alle unterschiedliche Ziele. Frankreichs Ministerpräsident Georges Clemenceau will sichergehen, dass Deutschland Frankreich nie wieder bedrohen kann. Er will Deutschland wirtschaftlich und militärisch zerstören.
Der britische Premierminister David Lloyd George möchte den Handel mit Deutschland fortführen, so wie schon vor dem Krieg. Darum will er, dass Deutschland sich erholt. Der US-Präsident Woodrow Wilson stimmt Großbritannien zu. Er glaubt nicht, dass Deutschland noch eine Bedrohung darstellt. Die USA wollen so wie Großbritannien gerne mit Deutschland Handel betreiben.
Am 28. Juni 1919, genau 5 Jahre nach dem Attentat auf den den Erzherzog Franz Ferdinand – dem Ereignis, das den Krieg auslöste – treffen sich die Führer von Deutschland und der Alliierten. Sie versammeln sich im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles bei Paris, um einen Friedensvertrag zu unterzeichnen: den Versailler Vertrag. Man hat den Ort sorgfältig ausgewählt. Genau hier ernannten die Deutschen 1871 ihren Kaiser, nach dem Sieg gegen Frankreich.
Für die Franzosen war das eine Demütigung. Jetzt will Clemenceau Rache! Die Schuld am Krieg gibt man den mitteleuropäischen Mächten Österreich-Ungarn, dem Osmanischen Reich und Bulgarien, vor allem aber Deutschland. Man wirft Deutschland vor, den Krieg durch die Angriffe auf Belgien und Frankreich ausgelöst zu haben. Die Bedingungen des Friedensvertrages sind schrecklich für Deutschland, denn [1] es verliert große Landflächen und alle seine Kolonien. [2] Deutschland muss den Siegermächten enorme Kriegsschulden zahlen. [3] Man beschließt, die deutsche Armee von fast 4,5 Millionen Soldaten auf höchstens 100.000 Soldaten zu schrumpfen. [4] Deutschland darf auch keine Luftwaffe und U-Boote haben und sie müssen fast alle Kriegsgeräte zerstören. [5] Die Alliierten sollen die deutsche Waffenproduktion streng kontrollieren.
Viele Deutsche können den Versailler Vertrag nicht akzeptieren. Sie denken, dass die Politiker sie betrogen haben. Die Forderung eines Waffenstillstands ist wie ein "Dolchstoß in den Rücken des deutschen Volks", finden sie. Sie glauben auch, dass Deutschland nicht wirklich besiegt wurde, man hat lediglich die militärischen Truppen zurückgezogen. Der deutschen Wirtschaft geht es richtig schlecht.
Die deutsche Regierung will das Problem lösen, indem sie mehr Geld druckt. Je mehr Banknoten man druckt, desto mehr verlieren sie aber an Wert. 1922 kostet ein Brot 163 Mark. Im Herbst des Folgejahres kostet ein Brot dann 200 Milliarden Mark. Der Plan der Regierung führt zur Inflation – einer Hyperinflation.
Die Menschen verbrennen Banknoten, da es billiger ist, als Brennholz zu kaufen. Es lohnt sich nicht arbeiten zu gehen und das Geld der Leute auf der Bank ist wertlos. Nach dem Friedensvertrag von Versailles muss das ehemalige Kaiserreich Deutschland eine demokratische Republik gründen: die Weimarer Republik – benannt nach der Stadt Weimar. Die ersten Jahre der Weimarer Republik sind chaotisch. Inflation, Streiks, Armut und Hunger führen zu mehreren politischen Morden und versuchten Staatsstreichen.
Kommunisten, Sozialisten und Rechtsextreme kämpfen auf den Straßen. Deutschland steckt nicht nur in einer Wirtschaftskrise, sondern auch in einer politischen Krise. In diesem Chaos entsteht eine neue deutsche Partei: die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei – kurz NSDAP, oder die Nazipartei. Ihr Vorsitzender, Adolf Hitler, soll schon bald einer der berühmtesten, gefürchtetsten und am meisten gehassten Menschen in der Geschichte werden.