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Deutsch-Französischer Krieg
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Was benutzte Otto von Bismarck, um die Franzosen dazu zu bringen, Preußen den Krieg zu erklären?
Es sind die späten 1860er Jahre. Das Land Deutschland gibt es noch nicht, dafür aber eine Gruppe von Staaten. Im Norden gibt es den Norddeutschen Bund unter der Führung Preußens. Preußen wird regiert von König Wilhelm I. und dem Ministerpräsidenten Otto von Bismarck.
Bismarck hat einen großen Plan. Er will alle deutschen Bundesstaaten zu einem Land zusammenführen: zu einem vereinten Deutschland. Die norddeutschen Staaten hat er bereits vor Jahren in einem Krieg mit Österreich erobert. Um seinen Plan zu vollenden, muss er allerdings die süddeutschen Staaten erobern. Um die streiten sich Frankreich und Deutschland schon lange.
Bismarck weiß: Wenn Frankreich Preußen den Krieg erklärt, verbünden sich die Staaten im Süden wohl mit Preußen gegen den "Kriegstreiber". Bismarck überlegt, wie er Frankreich dazu bringen kann, einen Krieg anzufangen. Im Juli 1870 erhält Bismarck einen Brief von König Wilhelm I., in dem er von seiner Begegnung mit einem französischen Botschafter berichtet. Der Botschafter hatte sich aus Sorge um den spanischen Thron an ihn gewendet: Er wollte das Versprechen Wilhelm I., dass nie ein deutscher Prinz den Thron besteigt, denn ein spanisch-deutsches Bündnis könnte Frankreich bedrohen. Wilhelm I.
antwortete höflich mit "Nein". "Aha!", denkt Bismarck nun. Ein Streit zwischen Frankreich und Preußen... Mit ein wenig Trickserei lässt Bismarck das Gespräch viel hässlicher erscheinen! Er lässt die höflichen Textstellen im Brief von Wilhelm I. einfach weg.
Nun klingt es, als ob der französische Botschafter und der preußische König sich gegenseitig ziemlich beleidigt hätten. Anschließend veröffentlicht er den Brief. Bismarcks Plan geht auf. Der bearbeitete Brief macht die Franzosen wütend. Wenige Tage nach seiner Veröffentlichung erklären sie Preußen den Krieg.
Frankreichs Staatspräsident Napoleon III. reist in den Norden Frankreichs und übernimmt dort das Sagen über die französische Armee. Er lässt seine Truppen zur Grenze marschieren, damit sie von dort aus die deutschen Gebiete erobern. Die Franzosen glauben, sie können mehr Land im Norden erobern aber die Preußen haben sich sorgfältig vorbereitet. Sie versammeln ihre Truppen ringsum, so dass sie die Franzosen einkreisen können.
Und genau wie Bismarck es vorausgesagt hat, stehen die süddeutschen Staaten Preußen bei und werden Teil des Deutschen Bundes. Preußens Armee ist jetzt viel größer als die französische Armee. Ihre Soldaten sind außerdem besser ausgebildet. Die Preußen töten Schlacht um Schlacht immer mehr französische Truppen oder nehmen sie gefangen, bis sie Napoleon III. selbst gefangen nehmen.
Als man in Paris von der Notlage der französischen Armee hört, reagieren die Pariser wütend. Ihre Führer sind schwach! Das französische Volk erzwingt ihre Entmachtung und eine neue, vorübergehende Regierung übernimmt die Macht. Die neue Regierung will sich den Preußen nicht ergeben. Preußen marschiert nun nach Paris und kesselt die Stadt ein.
Keiner kann Paris betreten oder verlassen. Es vergehen Monate. Die Menschen sind verzweifelt und ausgehungert. Die Regierung erkennt, dass es in Paris so nicht weitergehen kann. Im Januar 1871 ergibt sich Frankreich schließlich.
Durch den Krieg sind die Südstaaten dem Deutschen Bund beigetreten, ganz wie von Bismarck erhofft. Am 18. Januar dann wird aus dem Norddeutschen Bund ein vereintes Deutschland. Man ernennt König Wilhelm I. zum Kaiser und Bismarck zum Kanzler.
Frankreich muss zwei wichtige Gebiete an das neue Deutschland abgeben: Elsaß und Lothringen werden zum Reichsland Elsaß-Lothringen. Die deutsche Eroberung Frankreichs und die Vereinigung Deutschlands haben das europäische Machtgefüge ins Ungleichgewicht gebracht. Die Angst Großbritanniens vor dem neuen mächtigen Deutschland und die Entschlossenheit der Franzosen, Elsaß-Lothringen zurückzugewinnen, werden später einen viel größeren Krieg in Europa auslösen.