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Die Hadithen
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Wahr oder falsch? Es gibt zwei Gruppen von Hadithen, die alle Muslime als wahr anerkennen.
Mohammed stirbt im Jahr 632. Aber Mohammed war derjenige, der den Moslems alles erzählte. Er war sowohl religiöser als auch politischer Anführer für sie. Ohne ihn entsteht eine Lücke. Diese Lücke versuchen nun Abu Bakr genauso wie Ali zu füllen.
Jeder von ihnen führt eine Gruppe von Jüngern an und wendet sich an die Worte des Korans für Ratschläge in religiösen Themen. Der Koran ist die Heilige Schrift der Moslems. Er gilt als das Wort Gottes, das Mohammed durch den Erzengel Jibril offenbart wurde. Aber der Koran ist ziemlich kurz, sodass es für seine Anhänger zu dieser Zeit schwierig ist, in allen Lebenslagen immer zu wissen, wie sie sich laut Koran verhalten sollen. Der Koran gibt zum Beispiel vor, dass man jeden Tag beten soll.
Aber nicht, wie man beten soll. Und jetzt, da Mohammed nicht mehr da ist, um ihn zu fragen, wird es noch schwieriger, den Koran zu deuten. Deshalb fangen die engsten Freunde und Verwandte von Mohammed an, ihre Erinnerungen an das aufzuschreiben, was Mohammed tat und in verschiedenen Situationen sagte, seine Gewohnheiten und Regeln also, seine Sunna. Sie dachten, dass es für einen Moslem eine gute Art zu leben sei, wenn man sich nach den Sunna von Mohammed richtet. Aber die Geschichten über Mohammeds Leben unterscheiden sich voneinander, je nachdem, welche Gruppe sie erzählt.
Abu Bakrs Gruppe hebt bestimmte Dinge hervor und Alis Gruppe wiederum andere. Die Anführer der beiden Gruppen betrachten genau ihre Lebensweise als den einzig richtigen Weg. Schließlich, im 8ten und 9ten Jahrhundert, werden diese Geschichten - die Hadithen - von mehreren Leuten in Büchern gesammelt. Diese Geschichten kamen entweder von jemandem, der Mohammed getroffen hatte, oder von jemanden, der sie von jemanden, der Mohammed getroffen hatte, erzählt bekam. Deshalb besteht jede Hadithe aus zwei Teilen.
Die Geschichte selbst natürlich und dann eine Aufzeichnung darüber, wer sie wem erzählte. Das kann eine ganze Kette an Erzählern werden. Je kürzer die Kette - - oder je glaubwürdiger die Erzähler sind - umso vertrauenswürdiger erscheint die Geschichte. Viele Geschichten stammen auch von verschiedenen Quellen. In diesen Fällen werden alle Versionen nacheinander aufgeschrieben, sodass die Leser sie vergleichen können, auch wenn sie sich nur durch ein oder zwei Wörter voneinander unterscheiden.
Je mehr Quellen, die die gleiche Geschichte erzählen, umso glaubwürdiger erscheint sie. Diejenigen, die Mohammed am nächsten standen, gelten als am glaubwürdigsten. Zum Beispiel eine von Mohammeds Frauen: Aisha. Sie wird von sunnitischen Moslems sowieso als glaubwürdig angesehen. Aisha war noch dazu die Tochter ihres ersten Kaliphen: Abu Bakr.
Schiitische Moslems glauben hingegen, dass keine Geschichte, die von einem Unterstützer von Abu Bakr stammt - oder den ersten beiden Kaliphen nach ihm - vertrauenswürdig ist. Sie schenken denjenigen mehr Vertrauen, die Ali unterstützten oder ihre anderen Imame und folgen deshalb derem eigenen Hadithen. Daher folgen unterschiedliche Gruppen unterschiedlichen Hadithen. Das trifft nicht nur auf die Schiiten und die Sunniten zu, sondern auch auf andere muslimische Gruppen. Die Hadithen beschreiben, wie Mohammed sein Leben führte und idealerweise, sollten alle Moslems so leben.
Das bedeutet, dass wer auch immer Einfluss darauf hat, was in den Hadithen steht, eine große Macht besitzt. Und im anhaltenden Machtkampf zu dieser Zeit nutzen manche die Gelegenheit, um die Hadithen so zu verändern oder zu fälschen, dass sie dort Einfluss auf die Menschen nehmen, wo sie regieren wollen. Die meisten Moslems sind sich einig, dass einige Hadithen Fälschungen sind - sie sind sich jedoch nicht darüber einig, welche. Es gibt sechs Sammlungen, die für Sunniten komplett glaubwürdig sind. Die wichtigsten von ihnen sind: Buchari und Muslim.
Die Zwölfer-Schiiten berufen sich meist auf die Sammlungen, die sie die vier Bücher - oder die vier Prinzipien - nennen. Der Koran zusammen mit den Hadithen wird bald die Grundlage für ein islamisches Rechtssystem: die Scharia. Ein anderes Mal wirst du mehr von der Scharia hören.