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Das Menschenbild im Islam
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Wahr oder falsch? Muslime glauben, dass am Tag des jüngsten Gerichts zwei Engel alle Menschen über ihr Leben befragen.
Was bedeutet es eigentlich, ein Mensch zu sein? Warum leben wir? Was passiert nach unserem Tod? Im Islam glaubt man, dass Gott den Menschen aus Lehm erschaffen hat. Der Mensch ist so etwas wie ein Doppelgänger von Gott, der auf der Erde ist: ein Stellvertreter.
Die Menschen tragen also viel Verantwortung. Sie müssen sich um die Erde und umeinander kümmern – auf eine gute Weise. Die Muslime nennen ihren Gott "Allah". Das ist kein Name, sondern bedeutet "Der Gott" auf Arabisch. Im Islam ist Gott größer als alles andere.
Größer als alles, was man verstehen oder sich vorstellen kann. Man kann nur über Gott wissen, dass er die Welt erschaffen hat. Und da Gott gut ist, ist auch alles gut, was er erschaffen hat. Das heißt: Der Mensch ist auch gut. Aber warte mal!
Wenn der Mensch gut ist, warum behandelt er andere und die Umwelt dann so schlecht? Der Koran hat dazu folgende Antwort: Der Mensch hat einen freien Willen. Es ist seine Wahl, ob er richtig handeln oder falsch handeln will. Wenn du falsch handelst, es dann aber bereust und Gott um Vergebung bittest, dann verzeiht er dir. Das ist eine der wichtigsten Botschaften im Koran.
Um absolut sicher zu gehen, erklärt der Koran auch, wie man handeln muss, um den Willen Gottes zu erfüllen oder sich ihm zu unterwerfen. Das arabische Wort "Islam" - kann man als "Sich-Ergeben" oder "Hingabe" übersetzen – im Sinne eines Lebens ist es der Einklang mit dem Willen Gottes. Im Koran steht, dass nach dem Tod – am Tag des jüngsten Gerichts – zwei Engel alle Menschen über ihr Leben befragen. Diejenigen, die sich dem Willen Gottes unterworfen oder in Hingabe gelebt haben, kommen ins Paradies. Alle anderen kommen in die Hölle.
Das gilt für alle Menschen, denn für Gott ist jeder gleichviel wert. Egal ob du arm oder reich, Mann oder Frau bist. Die Muslime glauben, der Koran sei das Wort Gottes an den Propheten Mohammed, damit er den Menschen erklärt, wie alles funktioniert. In der Gesellschaft, in der Mohammed aufwuchs, war aber nicht jeder gleichviel wert. In welchen Clan oder Stamm man hineingeboren wurde, entschied darüber, welche Rechte man hatte.
Als Mohammed also sagte, dass jeder gleichviel wert sei, war das damals eine ganz neue Sichtweise. Die Männer in den wichtigsten Clans bekamen Angst. Sie hatten sich an ihre Macht gewöhnt und wollten sie nicht verlieren. So drehte Mohammeds Botschaft die soziale Ordnung auf den Kopf und führte dazu, dass Mohammed und die ersten Muslime vom Quraisch-Stamm in Mekka verfolgt wurden. Als Mohammed schließlich selbst an die Macht kommt, führt er einige Dinge ein, die die Situation der Frauen verbessern.
Männer und Frauen sind zwar immer noch nicht ganz gleichberechtigt aber dafür bekommen Frauen z. B. das Erbrecht, das Recht auf Bildung und sich scheiden zu lassen. Trotz der Änderungen durch Mohammed leben viele der Ideen der alten Clans in der Gesellschaft weiter. Als Mohammeds Nachfolger den Islam auch außerhalb der Arabischen Halbinsel verbreiten, verbreiten sie nicht nur die Ideen des Korans, sondern auch die Ideen der alten Clan-Kultur.
Und nun treffen sie auch auf Ansichten von anderen Kulturen, wie den Byzantinern und Persern. Außerdem werden eine Menge alte Texte übersetzt, z. B. vom griechischen Philosophen Aristoteles. Viele dieser Ansichten teilen den Gedanken, dass Frauen weniger wert sind als Männer.
Und genau hier, wo diese Ansichten auf die Worte des Korans und die Kultur der Clans treffen, werden die Erzählungen von Mohammeds Bräuchen – die Hadithe – aufgeschrieben. Im Mittelalter diskutieren muslimische Theologen und Philosophen ausführlich darüber, wie man im Alltag den Koran und die Hadithe am besten befolgen kann. Aus dieser Diskussion entsteht ein islamisches Rechtssystem. Davon erfährst du dann ein anderes Mal mehr.