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Wahhabismus
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Richtig oder falsch? Das erste Saudische Reich eroberte Mekka vom Osmanischen Reich.
Das ist Muhammad ibn Abd al-Wahhab. Er ist Sunnit und lebt im 18. Jh. auf der Arabischen Halbinsel. Aber was macht er hier?
Er sorgt dafür, dass ein heiliges Grab in seinem Dorf, zerstört wird. Und was nun? Er sorgt dafür, dass Bäume die als heilig gelten gefällt werden. Und jetzt? Er lässt eine Frau dafür steinigen, dass sie untreu war.
Sie stirbt. Warum macht er das? Also, er glaubt, dass es falsch ist, etwas anderes als Gott anzubeten oder so zu leben, wie er es für unmoralisch hält. Ibn Abd al-Wahhab ist sehr streng. Die anderen Sunniten in seinem Heimatdorf finden, dass er zu weit geht.
Er ist zu streng. Also schmeißen sie ihn aus dem Dorf. Aber in der Nachbarstadt Diriyya findet er einen Freund. Es ist der Stammesführer der Stadt, Muhammad ibn Saud, der ihn machen lässt, was er will. Aber was will er?
Ibn Abd al-Wahhab möchte, dass alle so leben wie die drei Generationen von Moslems, die nach Mohammed kamen. Er denkt, dass muslimische Geistliche zu schwach und zu sehr vom Christentum beeinflusst sind. Also möchte ibn Abd al-Wahhab alles das verbieten, was es seiner Meinung nach während der Zeit der ersten drei Moslems nicht gab. Wie das Anbeten von Heiligen, die Verehrung von Gräbern, irdische Vergnügungen und andere moderne Sitten. Ibn Saud hat einen Traum.
Er möchte größere Gebiete als diese kleine Stadt erobern. Ibn Abd al-Wahhab und ibn Saud bilden eine Allianz. Ibn Saud verspricht, dass er ibn Abd al-Wahhabs Art des Islams in allen Gebieten die er erobert verbreitet und dass nichts anderes geduldet wird. Ibn Abd al-Wahhab verspricht auch, dass wenn er Anhänger findet, diese ibn Saud in den eroberten Gebieten unterstützen werden. Er glaubt, dass Christen und Juden falsche Götter anbeten - sie sind Götzendiener.
Jedoch zählt er auch die schiitischen Moslems und die muslimischen Mystiker - die Sufisten - zu den Götzendienern. Keine dieser Gruppen darf innerhalb der von ibn Saud eroberten Gebiete ihren Glauben ausüben. Die Zeit vergeht, sowohl ibn Abd al-Wahhab als auch ibn Saud sterben, aber die Allianz zwischen ibn Abd al-Wahhabs Anhängern und der Saud-Familie lebt weiter. Ibn Sauds Sohn - Abdullah - vergrößert das erste Saudische Reich, indem er Gebiete des Osmanischen Reichs erobert. Auch Mekka - die Pilgerstadt der Moslems.
Dem Osmanischen Herrscher gefällt das nicht, Mekka ist der wichtigste Ort im gesamten Reich, also erklärt er den Saudis den Krieg. 1813 wird Abdullah festgenommen und hingerichtet. Es ist das Ende des ersten Saudischen Reichs. Aber die Saudis kommen wieder an die Macht und werden schließlich die Herrscher des Staates Saudi-Arabien, der bis heute der strengen Lesart des Islams von ibn Abd al-Wahhab folgt - dem Wahhabismus. Der Nachbarstaat Katar folgt den gleichen strengen Lehren wie Saudi-Arabien, aber die Länder unterscheiden sich stark darin, wie der Wahhabismus Gesetze und Sitten beeinflussen darf.
Unter sunnitischen Moslems bilden sich immer mehr Glaubensrichtungen und Lesarten heraus. Einer davon, der Salafismus, taucht im 19. Jahrhundert auf und ähnelt dem Wahhabismus. Beide Bewegungen wollen zu dem zurück, was sie für rein und ursprünglich halten. Salafismus und Wahhabismus sind im Laufe der Zeit so miteinander verschmolzen, dass man sie kaum noch unterscheiden kann.
Während der Wahhabismus seine Wurzeln in Saudi-Arabien hat, kommen die salafistischen Gruppen aus anderen Ländern. Obwohl Wahhabismus und Salafismus Richtungen des sunnitischen Islams sind, distanzieren sich die meisten sunnitischen Moslems von ihnen. Die meisten Sunniten denken, dass diese Gruppen zur Gewalt aufrufen und zu rücksichtslos gegenüber denen sind, die anders denken. Die meisten Wahhabiten und Salafisten ihrerseits denken, dass traditionell sunnitische Moslems zu wenig religiöse Hingabe zeigen, ihr Vertrauen den falschen Quellen schenken und vielleicht sogar zu den Götzendienern zählen. Deshalb versuchen manche Wahhabiten, normale Sunniten für ihren Glauben anzuwerben - sie missionieren.
Der Staat Saudi-Arabien unterstützt diese Missionare finanziell. Zum Beispiel, indem er Moscheen baut, in denen die wahhabitischen Lehren auch in anderen Ländern verbreitet werden können. Viele bekannte Gruppen, die terroristische Verbrechen im Namen des Islams verüben, haben ihren Ursprung im Salafismus oder im Wahhabismus, wie al-Quaida, ISIS, Boko Haram und al-Shabaab.