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Das Menschenbild im Buddhismus
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Richtig oder falsch? Anatma bedeutet Nicht-Seele.
Im Buddhismus ist der Beginn der Welt... Hmm? Es gibt keinen Anfang. In anderen Religionen glaubt man an einen Gott, der die Welt erschaffen hat. Buddhisten glauben das nicht.
Niemand kann die Welt am Anfang erschaffen haben. Denn es gibt keinen Anfang und kein Ende. Die Zeit verläuft nicht in einer geraden Linie. Alles ist Teil eines Kreislaufs, der sich dreht und dreht. Auch die Menschen.
Menschen kommen zur Welt, leben, sterben und werden wiedergeboren. Wiedergeburt – Reinkarnation – ist keine buddhistische Erfindung. Auch die Hinduisten glauben, dass die Seele – Atma – wiedergeboren wird. Aber Buddha glaubt nicht an Atma. Er spricht von einer "Nicht-Seele" oder einem "Nicht-Selbst": Anatma.
Mit Anatma meint Buddha, dass es nichts in dieser Welt gibt, was von Dauer ist. Es gibt kein "Ich". Weißt du noch, wie du mit 6 Jahren warst? Du hast anders gedacht und dich anders gefühlt als jetzt. Fast alle Atome und Zellen in deinem Körper haben sich seitdem erneuert.
Aber wenn sich dein Denken und dein Körper geändert haben, was bleibt dann noch übrig? Kannst du überhaupt sagen, dass du jetzt noch die gleiche Person bist wie damals, als du sechs warst? Wenn Buddha recht hat und es kein Ich und keine Seele gibt, was wird dann wiedergeboren? Ein Beispiel: Wenn du mit dieser Kerze eine zweite Kerze anzündest, ist diese Flamme dann die gleiche wie die erste? Oder ist es eine völlig neue Flamme?
Auch wenn es zwei verschiedene Flammen sind, entsteht die zweite Flamme doch aus der ersten. Genau das meint Buddha, wenn er sagt, dass ein Leben in ein anderes Leben führt – ganz ohne ein "Ich". Die Art, wie du dein jetziges Leben lebst, beeinflusst das nächste Leben. Die Folgen deiner Taten – das Karma – gehen weiter. So wie eine Flamme von einer Kerze auf eine andere Kerze übergeht.
Buddha sagt: Das Leben ist Leiden. Dabei haben Menschen noch Glück. Eine Wiedergeburt als Mensch ist viel besser als eine Wiedergeburt als Tier. Denn als Mensch hat man die Chance, aus dem Kreislauf – Samsara – auszusteigen und das Nirvana zu erreichen – einen Zustand, in dem alle Wünsche erlöschen. Der Hindu will dem Samsara auch entkommen, aber auf eine andere Weise.
Er will, dass Atma eins wird mit der Weltseele: Brahman. Buddha glaubt an keine Weltseele. Er stimmt zu, dass es Götter gibt, aber kein Gott hat die Welt erschaffen. Und kein Gott kann den Menschen helfen, aus dem Samsara-Kreislauf auszusteigen. Das muss der Mensch ganz alleine schaffen.
Das ist schwer. Aber jeder hat die gleichen Chancen, es zu schaffen – egal ob er reich oder arm ist. Die Hindus sehen die Menschheit zu Buddhas Zeiten ganz anders. Zu dieser Zeit sind die Inder in verschiedene Gesellschaftsklassen – Kasten – eingeteilt, in die man hineingeboren wird. Die Priester gehören zur höchsten Kaste.
Sie haben hellere Haut – viele glauben, das ist ein gutes Zeichen. In der untersten Kaste sind die Ausgestoßenen – die Unberührbaren. In welche Kaste man hineingeboren wird, hängt vom Karma ab. Wenn du ein Ausgestoßener bist, hast du selbst Schuld, denn du hast in deinem vorigen Leben Schlechtes getan. Buddha kritisiert das Kastensystem.
Nicht die Geburt macht dich zu einem guten Menschen oder einem Unberührbaren, sagt er, sondern deine Taten. Frauen gehören keiner Kaste an. Ihre Position in der Gesellschaft ist sehr niedrig. Buddha zögert. Soll er Frauen in der Sangha zulassen?
Schließlich entscheidet er sich dafür. Frauen können Nonnen werden. Nun kann jeder – unabhängig von Kaste, Hautfarbe oder Geschlecht – das Nirvana erreichen. Im Buddhismus beginnt die Welt mit... ach, das hatten wir ja schon.
Richtig, die buddhistische Welt hat keinen Anfang und kein Ende. Dafür ist aber dieses Video jetzt zu Ende.