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Glaubensgruppen im Hinduismus: Smarta
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Wahr oder falsch? Hinduistische Anhänger der Ideen von Adi Shankara nennt man Smarta.
Im Hinduismus gibt es vier große Glaubensgruppen. Sie unterscheiden sich so stark, dass sie wie verschiedene Religionen wirken. Eine Gruppe verehrt Shiva als den wichtigsten Gott. Sie sehen in ihm die höchste Wahrheit und Realität – die Weltseele: Brahman. Dies sind die Shivaiten.
So wie die Shivaiten Shiva folgen, folgt eine andere Gruppe Vishnu und sieht ihn als ein Symbol von Brahman – die Vishnuiten. Shivaismus und Vishnuismus sind mehr oder weniger monotheistische Glaubensgruppen. Diese Gruppe verehrt mehrere Göttinnen, die die weibliche Kraft im Universum verkörpern: Shakti. Für die Anhänger des Shaktismus ist Shakti die Weltseele. Shakti übernimmt mehrere Rollen als verschiedene Göttinnen, aber das wichtigste ist der Glaube in diese eine Kraft.
Deshalb ist auch der Shaktismus mehr oder weniger monotheistisch. Und was ist mit dieser Gruppe? Sie verehren fünf verschiedene Götter. Sind sie also Polytheisten und unterscheiden sich von den anderen Gruppen? Nein.
Sie geben sich gerne einen anderen Namen. Aber fangen wir doch von vorne an: Im 8. Jahrhundert n. Chr. lebt ein geistiger Führer und Philosoph in Indien: Adi Shankara.
Adi Shankara lässt sich bei einem geistigen Lehrer ausbilden: einem Guru. Zusammen lesen sie viele Texte, die älter sind als der Hinduismus selbst. Die Texte, die Adi Shankara am meisten interessieren, heißen Upanishaden oder Vedanta. Die Upanishaden (oder Vedanta) sprechen davon, dass die Weltseele – Brahman – und die Seele jedes einzelnen Wesens – Atman – eins sind. In ihnen steht auch, dass die ganze Welt eine Illusion ist.
Und, dass die Erkenntnis, dass der Unterschied zwischen Atman und Brahman auch eine Illusion ist, zu Freiheit – Moksha – führen kann und man der Wiedergeburt entkommt. Die Befreiung vom Kreislauf der Wiedergeburt ist das Ziel aller großen hinduistischen Glaubensgruppen. Brahman und Atman sind eins. Glauben daran nicht die meisten Hindus? Schon, aber sie gehen unterschiedliche Wege, um Moksha zu erreichen.
Manche glauben, dass Shiva sie dorthin führt. Andere glauben, dass Vishnu oder Shakti sie leiten. Und was ist jetzt so besonders an Adi Shankaras Philosophie? Es ist so: Da alles eins ist und es keinen Unterschied gibt zwischen Gott (Brahman) und dem, was Gott erschaffen hat (Atman), kann keiner etwas außerhalb von ihm verehren. Es gibt keine Zweiteilung.
Alles ist eins. Derjenige, der anbetet und derjenige, der angebetet wird, ist der gleiche. Man nennt Shankaras Philosophie Advaita Vedanta. Advaita bedeutet so viel wie "nicht zwei". Die Idee, dass alles eins ist und man nicht trennt zwischen dem Glaubenden und der Sache, an die geglaubt wird, heißt Monismus.
Und noch etwas ist anders in den Lehren des Advaita Vedanta: Es ist möglich Moksha zu erreichen, sogar schon in diesem Leben. Warum verehren die Anhänger des Advaita Vedanta dann also fünf Götter? Nun, wenn man nur einem Gott folgt und ihn als ein Abbild von Brahman sieht, dann kann man leicht die Wahrheit vergessen, dass sich Gott – Brahman – nämlich von Atman nicht unterscheidet. Darum ist es besser, mehrere Symbole zu haben, die verschiedene Seiten oder Aspekte von Gott zeigen. Die Glaubensgruppe, die Adi Shankars Ideen folgt, nennt sich Smarta.
Smartas fünf Götter verkörpern verschiedene Seiten des unteilbaren Brahman. Diese Götter sind meistens: Shiva, Vishnu, Devi, Ganesha und Surya. Trotzdem: Für viele Smarta-Anhänger ist Shiva immer noch wichtiger als die anderen Götter. Adi Shankara sieht man als Verkörperung - eine Erscheinungsform – Shivas. Aber egal ob Smarta fünf Götter oder nur Shiva verehrt: Die meisten betrachten sich weder als Polytheisten noch als Monotheisten, sondern als Monisten.