
Rituale und Gebete

Upgrade für mehr Inhalte
Wahr oder falsch? Gläubige der abrahamitischen Religionen beten nur gemeinsam.
Alle abrahamitischen Religionen haben eine Art Versammlung, bei der sich die Gläubigen gemeinsam an ihren Gott wenden. Im Christentum und Judentum nennt man solche Versammlungen Gottesdienst. Christen halten ihren Gottesdienst meist sonntags und Juden samstags: den Sabbat. Muslime haben dagegen ihr Freitagsgebet. Auch andere Religionen halten Versammlungen ab, um die eigene Religion gemeinschaftlich auszuüben.
Bei den Treffen führen die Gläubigen heilige Handlungen durch: Rituale. In christlichen Kirchen ist ein solches Ritual z. B. die Kommunion. Mit einigen Ritualen zeigt man auf, wie ein Mensch von einer Lebensphase in eine andere wechselt – etwa wenn ein Kind erwachsen wird.
Es sind Rituale für die Namensgebung oder zur Taufe, Weihen für Priester oder Mönche, Konfirmationen und Bar oder Bat Mitzwas sowie Hochzeiten und Beerdigungen. Solche Rituale bezeichnet man als Initiation. Initiationen finden in allen Weltreligionen und in den meisten anderen Religionen statt. Religion übt man jedoch nicht nur in der Gemeinschaft mit anderen aus. Gläubige wenden sich auch an ihren Gott oder ihre Götter, wenn sie alleine sind.
Durch Gebete können sie mit dem Göttlichen sprechen. Ein Gebet kann persönlich sein und Trost geben, wenn man in der Klemme sitzt oder sich etwas wünscht. In diesen Momenten wählen Gläubige oft ihre eigenen Worte. Andere Gebete sind vorgeschrieben und gelten als heilig. So wie das christliche Gebet "Vaterunser", das nach dem Neuen Testament von Jesus Christus stammt.
Für Muslime ist das wichtigste Gebet die erste Sure des Korans: Al-Fātiha. Und die Juden haben ihr Morgengebet Amida. Im Hinduismus und Buddhismus liest oder singt man Mantras während der Meditation – z. B. das Gayatri-Mantra oder "Om mani padme hum".
Mantras sind auch Gebete. Neben dem Gebet gibt es noch einen anderen Weg, um das Göttliche zu rufen: durch Geschenke, Spenden oder Opfergaben. Gläubige Hindus stellen den Göttern Opfergaben auf die Altäre, welche Abbildungen der Götter zeigen. Oft sind das Blumen, Räucherstäbchen und Essen. Diese Opfergaben bietet man im Tempel und auch zu Hause dar.
Vor langer Zeit vollzogen hinduistische Priester auch Tieropfer, aber viele Menschen waren dagegen. Darum werden Tieropfer heute nur noch an wenigen hinduistischen Orten dargeboten. Als Buddhist muss man keine Opfergaben darbieten. Trotzdem tun es viele. Allerdings nicht als Geschenk an die Götter.
Buddhisten verehren die Götter nicht auf diese Weise, sondern vollziehen ihre Opfergaben eher als eine Art Übung im Verschenken und der Trennung von materiellen Dingen und Geld. Als Buddhist ist es nicht wichtig, welche Opfergabe du darbietest. Meistens gibt man Opfergaben an Klöster oder Mönche. Im Islam opfert man ein Schaf oder eine Ziege zum Opferfest Eid ul-Adha. Dabei gedenkt man Abraham, der – laut Koran – bereit war, seinen Sohn zu opfern, dann aber von einem Engel ein Tier als Opfergabe bekam.
Dieses Opfer nennt man Qurban. Im Judentum gibt es ein Wort, das Opfer bedeutet und ähnlich klingt: Korban. Das Wort steht für Opferrituale, die man gemäß der Tora durchführen muss. Nach jüdischer Tradition endeten diese Opferrituale aber im Jahr 70. Denn in jenem Jahr wurde "der zweite Tempel in Jerusalem" zerstört.
Danach gab es keinen Tempel mehr, in dem man Opferrituale vollziehen konnte. Seitdem sehen Juden Gebete und Geschenke aus Nächstenliebe als eine Art von Opfer. Im Christentum gibt es keine wirklichen Opfergaben, wenn man von Geldspenden an Gemeinden und gemeinnützige Einrichtungen absieht. Denn Christen glauben, das größtmögliche Opfer wurde bereits vor 2000 Jahren erbracht, als Jesus Christus sich selbst opferte und am Kreuz für die Menschheit starb. Daran erinnern sich Christen jedes Mal, wenn sie am Ritual der Kommunion teilnehmen.