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Jainismus
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Der Jainismus wird hauptsächlich in welchem Land praktiziert?
Das ist Vardhamana. Er hat die Religion Jainismus geschaffen... Besser gesagt: Er gilt als Begründer der Religion Jainismus. Die Lehren dieser Religion sind jedoch viel älter. Die Jains selbst sagen, dass vieles vor Vardhamanas Lebzeiten geschah.
Doch dazu später mehr. Vardhamana lebte etwa zur gleichen Zeit wie Buddha. Vardhamana wurde als Prinz geboren, zog sich später aber von der Welt zurück, um zu meditieren und mit wenig Nahrung in Armut zu leben – als Asket. Sich aus der Gesellschaft zurückzuziehen, war nichts Ungewöhnliches im damaligen Vorderindien. Es war fast so etwas wie ein Trend.
Warum? Nun, viele Menschen ärgerten sich über die Priester – die Brahmanen. Die Brahmanen behaupteten: Nur wer ihren Anweisungen folgt, kann sich von der Wiedergeburt befreien. Die Brahmanen opferten auch Tiere. Viele Menschen lehnten beides ab und zogen sich darum aus der Gesellschaft zurück, um ein einfaches, armes Leben zu führen und die Wahrheit auf eigene Faust zu finden.
Vardhamana war einer von ihnen. Indem er meditierte und in Askese lebte, fand er schließlich seine Wahrheit. Er kam zu dem Schluss, dass es keinen Schöpfergott gibt. Anders gesagt: Die Welt wurde von keinem Gott erschaffen. Alles, was existiert – das ganze Universum –, war schon immer da.
Alle Lebewesen haben eine Seele. Und jede Seele ist Gott – ohne es zu wissen. Doch wie ist es möglich, Gott zu sein und es nicht zu wissen? Naja, dein Verhalten in diesem oder in früheren Leben beeinflusst dein heutiges Leben – man nennt das: Karma. Weil das Karma die Seele gefangen hält, kann der Mensch nicht klar sehen und begreifen, dass er selbst Gott ist.
Man muss also das Karma bezwingen, um ein wahrer Sieger zu werden. Und weil das Wort für "Sieger" in Vardhamanas Sprache "Jain" ist, heißt die Religion: Jainismus. Das Ziel im Jainismus ist die Befreiung von der Wiedergeburt. Genau wie im Hinduismus, Buddhismus und Sikhismus. Laut Jainismus erreicht man das so: Mit dem richtigen Glauben, der richtigen Einsicht und dem richtigen Verhalten.
Das richtige Verhalten ist: Keinem Lebewesen zu schaden. Dieses Prinzip der Gewaltlosigkeit – Ahimsa – beeinflusste auch den Hinduismus, Sikhismus und Buddhismus. Doch Jains gehen noch weiter: Sie sind Vegetarier. Jainistische Mönche tragen oft Schutzmasken, damit sie nicht aus Versehen Insekten einatmen. Viele von ihnen gehen auch barfuß, um weniger Schaden anzurichten, wenn sie auf etwas treten.
Richtiges Verhalten bedeutet auch, zu anderen immer ehrlich zu sein – auch zu sich selbst. Nicht zu stehlen. In Keuschheit zu leben. Für die meisten Jains heißt das: kein Sex vor der Ehe. Jainistische Nonnen und Mönche dürfen gar keinen Sex haben.
An nichts zu hängen. Für normale Menschen heißt das: Sie sollten sich nicht zu sehr an materielle Dinge klammern. Jainistische Nonnen und Mönche dürfen gar nichts besitzen – in manchen Gruppen nicht einmal Kleidung. Vardhamana soll gegen Ende seines Lebens völlig nackt gelebt haben. Vardhamanas Anhänger nennen ihn oft Mahavira – das bedeutet "der Starke", denn er soll schon als Kind stark genug gewesen sein, um ein Monster zu schlagen und zu verletzen.
Jains selbst finden, Mahavira hat den Jainismus nicht gegründet, sondern viel ältere Lehren und Wahrheiten wiederbelebt und fortgesetzt. Mahavira gilt sicher als erleuchteter Führer und Lehrer – aber nicht als der erste. Nein, er gilt als das 24. und letzte in einer Reihe von äußerst erleuchteten Wesen: Tirthankara. Unter den früheren Tirthankara befanden sich Riesen und Menschen.
Sie alle haben die Erleuchtung gefunden und erkannt, dass sie Gott sind. Indem sie die Lehren der Tirthankara folgen, fällt es anderen leichter, dies auch zu erkennen. Glauben die Jains zumindest.