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Radio und Fernsehen
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Was ist eine "Wochenschau"?
Jeden Tag nutzt du vermutlich mehrere verschiedene Medien mit Schreib-, Sprach-, Bild- und Videofunktionen. Das war jedoch nicht immer so. Noch vor hundert Jahren waren Briefe die häufigste Art, um mit Menschen zu kommunizieren, die nicht in deiner Nähe waren. Wenn du in Eile warst, konntest du eine Nachricht per Telegraph verschicken, ein Telegramm. Als das Telefon mehr und mehr verwendet wurde, trat es anstelle des Telegraphen zum Senden schneller Nachrichten.
Briefe, Telegramme und Telefone haben gemeinsam, dass die Kommunikation von einer Person zur anderen geht. Bei Tageszeitungen war das anders. Sie verbreiten Informationen an viele Menschen gleichzeitig. In den örtlichen Kinos spielten sie damals Wochenschauen – wie eine Nachrichtensendung, nur im Kino. Nachrichten zu sehen, dass war etwas ganz Neues.
Jetzt musste nicht mehr alles in Worten erklärt werden. Die Zuschauer konnten mit eigenen Augen sehen, wie ein Haus brannte, wie Soldaten im Krieg vorrückten und wie in Amerika neue Hochhäuser in den Himmel gezogen wurden. Die bewegten Bilder der Filme fesselten das Publikum viel stärker als die Buchstaben der Zeitungen. Es war, als ob die Welt näher zusammengerückt und man selbst plötzlich ein Teil des Weltgeschehens wäre. Etwa zur selben Zeit, kam auch ein anderes Massenmedium auf: Das Radio.
Dank einer technischen Erfindung – der Elektronenröhre – wurden Radioempfänger billiger und einfacher zu benutzen als je zuvor. Neue Radiosender wurden gegründet. Zum ersten Mal gab es etwas, dass eine so schnelle Kommunikation ermöglichte wie das Telefon und genau so viele Menschen erreichen konnte wie Zeitungen. Die Nachrichten erreichten die Menschen sofort und es war plötzlich möglich, großen Ereignissen weltweit zu folgen, Stunde für Stunde. Es gab natürlich keine Bilder im Radio, aber wie bei den Wochenschauen lag die Stärke des Radios darin, emotionale Reaktionen auszulösen – viel emotionaler, als die Zeitung es je schaffte.
Als Adolf Hitler in den 1930er-Jahren in Berlin die Macht ergriff, machte er sich diese Tatsache zunutze. Er übertrug seine Reden im Radio und löste so Emotionen aus wie: Nationalstolz, das Gefühl einer Verbundenheit aller Deutschen, Feindseligkeit gegenüber Ausländern und den Wunsch nach Rache, nach der verletzenden Niederlage im Ersten Weltkrieg. Sechzig Jahre später, während der 1990er-Jahre, spielte das Radio wieder eine ähnliche Rolle, im brutalen Völkermord in Ruanda, wo das Radio für ähnliche Zwecke verwendet wurde. Über eine Million Menschen wurden innerhalb von drei Monaten ermordet, nachdem zuvor eine Kampagne des Hasses im Radio ausgestrahlt wurde. Nach dem Radio kam auch schon die nächste große Erfindung: Sie zeigte bewegte Bilder und weckte Emotionen, genau wie die Wochenschau. Und sie erreichte viele Leute, in ihren Wohnzimmern, genau wie das Radio.
Die Rede ist natürlich vom: Fernsehen. Während der 1950er-Jahre verbreitete sich das Fernsehen schnell in den Haushalten – zuerst in den USA und dann in Europa. Die Technologie, die für Ausstrahlung im Radio und Fernsehen verwendet wurde, war sehr teuer. Es waren hohe Antennenmäste und moderne Ausrüstung nötig. Oft waren es die Regierungen, die diese Technologie eingeführt haben und die die frühen Fernsehsender betrieben.
Diese staatlich geführten Medienunternehmen, die damals gegründet wurden, werden oft als öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten bezeichnet – also Medien, die der Öffentlichkeit dienen. Die weltweit bekannteste öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt ist BBC – British Broadcasting Corporation, die heute noch auf Sendung ist. Später wurden neue Technologien entwickelt, um Sendungen über Satelliten auszustrahlen, welche die Erde umkreisen, Signale senden und mit einer Satellitenantenne oder durch Kabel im Boden, die in jedes Haus führen, empfangen werden können. Fernsehsender, die über Satellit oder Kabel senden, sind fast immer private Unternehmen. Oft sind sie gebührenpflichtig und durch Werbepausen finanziert.
Starte mal einen Versuch: Wähle ein paar Nachrichten von letzter Woche aus. Finde heraus, wie diese Nachrichten in verschiedenen Medien dargestellt wurden: Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, Kabelfernsehen, Radionachrichten und Tageszeitungen und vergleiche sie. Wo werden die meisten Worte verwendet? Wo wird man am meisten emotional angesprochen? Findest du, dass der Nachrichteninhalt in den verschiedenen Medien – Fernseher, Radio oder Zeitung – irgendwie verändert wurde?
Kann die Auswahl des Mediums die Nachricht ändern?