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Schwedische Wirtschaftsgeschichte: 1850-1914
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What did the "shift reform" mean?
Schweden ist heute ein reiches Land. Aber das war nicht immer so. Vor dem Ende des 19. Jahrhunderts sind die meisten Menschen in Schweden Bauern. Zu dieser Zeit sieht das Leben auf dem Land noch so wie vor Hunderten von Jahren aus: Man arbeitet schwer und meist mit der Hand.
In schlechten Jahren, wenn die Ernte geringer war als erhofft, starben die Menschen. Weiter südlich in Europa und im Vereinigten Königreich ist die Industrialisierung schon in vollem Gange, nur nicht in Schweden. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ändern sich die Dinge dann recht schnell. Die Landwirtschaft entwickelt sich, weil neue und bessere Werkzeuge genutzt werden.
Aber vor allem wegen neuer Gesetze. Denn sie ändern die Art und Weise, wie Bauern Felder besitzen und miteinander teilen. Diese Bodenreform macht die Landwirtschaft produktiver. Nun arbeitet ein kleinerer Teil der Bevölkerung als Bauern. Der produziert aber trotzdem gleich viel oder sogar mehr Lebensmittel als vorher.
Mehr Lebensmittel und bessere Medizin führen zu einem Anstieg der Bevölkerung. Kinder müssen jetzt zur Schule gehen. Die Bevölkerung wächst und sie ist auch gebildeter als vorher. Nicht mehr jeder wird in der Landwirtschaft gebraucht. Aber ohne Arbeit hungern viele Menschen.
Einige wandern nach Nordamerika aus. Andere suchten Arbeit in Fabriken. Die letzten alten Gesetze, legten fest, wer in welchem Handel arbeiten darf – das Zunftwesen: jetzt schafft man sie endlich komplett ab. Man kann nun frei entscheiden, welche Arbeit man machen will. Ganz Europa hat Interesse an Waren aus Schweden: Holz, Papiermasse, Stahl und landwirtschaftliche Produkte.
Je mehr sich Schweden industrialisiert, desto weniger Schweden arbeiten als Bauern. Drei andere Gewerbe beherrschen nun nach und nach die schwedische Wirtschaft: Das erste Gewerbe ist natürlich die Produktion von Eisenerz und Stahl. Neue Herstellungsmethoden haben die Produktion effektiver gemacht. Da die Nachfrage steigt, wächst die Industrie schnell und viele Menschen finden hier Arbeit. Das zweite Gewerbe ist die Forstwirtschaft.
Für den Bau neuer Häuser benötigt man Holz und Bretter. Und im Süden Europas brauchen sie Papiermasse und Papier, um die neuen Zeitungen und Zeitschriften herzustellen. Das dritte neue Großgewerbe ist die maschinelle Herstellung. Neue Fabriken mit modernen Maschinen produzieren alles von Streichhölzern über Kugellager und Telefonen bis zu Dampfturbinen. Schweden hat zu dieser Zeit Glück, dass es riesige Reserven an natürlichen Ressourcen besitzt, zum Beispiel riesige Wälder und reichlich Eisenerz, aber auch ein gut gebildetes Volk und geschickte Ingenieure und Erfinder.
Gleichzeitig hat man viele der alten Gesetze und Regeln abgeschafft, die es vorher erschwerten, eine Firma zu gründen und zu führen. Neue Ideen aus anderen Ländern kann man nun kopieren und verbessern. Schweden ist dabei, ein echtes Industrieland zu werden. In der neuen industriellen Gesellschaft ist es nicht mehr zeitgemäß, das Volk in Adlige, Priester, Bürger und Bauern aufzuteilen. Die Arbeiter in den Minen, Stahlwerken, Wäldern, Sägewerken und Fabriken bilden jetzt eine große und wichtige Gruppe.
Eine andere Gruppe, die viel kleiner ist, mit ebenso großem Einfluss auf die Wirtschaft sind die Besitzer der Stahlwerke und Sägewerke: die Kapitalisten. Die Menschen leben jetzt ganz anders als in einer landwirtschaftlichen Gesellschaft. Und die neuen Konflikte brauchen andere gesellschaftliche Lösungen. Die Sicherheit, die Familie und Farm vorher noch gegeben haben, ist nicht mehr immer da. In dieser neuen sozialen Ordnung bilden sich neue politische Parteien, die die neuen Gruppen in der industriellen Gesellschaft vertreten.
Die sozialdemokratische Partei vertritt die Arbeiter, und die rechte Partei (später nennen sie sich die Moderaten) vertritt die Kapitalisten. Während dieser Jahre, zwischen ca. 1850 und dem Ersten Weltkrieg, wandelte sich die schwedische Wirtschaft auf dem Land und auch in den Städten gewaltig. Schweden ist kein besonders reiches Land, aber es ist dabei, eines zu werden.