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Die schwedischen Sozialdemokraten
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What does the term "labour union" mean?
Das 19. Jahrhundert geht zu Ende. Die Menschen in Schweden ziehen in die Städte, um dort in Fabriken zu arbeiten. Das Leben hier ist hart – mit gefährlichen Jobs und niedrigen Löhnen. Um mehr Mitspracherecht zu haben, tun sich die Arbeiter zusammen und gründen Gewerkschaften.
Aber sie wollen nicht nur die Arbeits- bedingungen verbessern. Sie wollen auch in der Politik mitbestimmen. 1889 bildet sich die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Schwedens. Zu dieser Zeit durften die meisten Schweden noch nicht wählen – nur die Reichen, und das waren fast nur Männer, durften dies. Darum ist die Einführung des allgemeinen Wahlrechts das wichtigste Thema für die Sozialdemokraten zu dieser Zeit.
1917 tobt der Erste Weltkrieg in Europa. Die Menschen in Schweden hungern. Immer mehr Leute reden über eine Revolution – so wie die der Kommunisten in Russland. Bei den Sozialdemokraten herrscht Uneinigkeit. Diejenigen, die den Kommunisten zustimmen, spalten sich ab und gründen eine neue Partei.
Später nennt sich diese Partei dann die Linkspartei. Die Sozialdemokraten wollen keine gewalttätige Revolution, sie planen ihre Ziele mit demokratischen Mitteln zu erreichen. Bei den Wahlen 1918 erhalten die Sozialdemokraten und die Liberalen genug Stimmen, um ein Gesetz zu verabschieden: Die Einführung des allgemeinen Wahlrechts. 1921 haben Frauen zum ersten Mal das gleiche Stimmrecht wie Männer. Ein großer Erfolg für die Sozialdemokraten und ihren Parteivorsitzenden Hjalmar Branting!
Branting bleibt bis zu seinem Tod 1925 Abgeordneter, dann wird Per Albin Hansson sein Nachfolger. Hansson erfindet ein neues schwedisches Wort: "Folkhemmet" – das Heim des Volks. "In einem guten Zuhause gibt es keine Bevorzugten oder Benachteiligten, keine Lieblingskinder und keine Stiefkinder. Dort sieht der eine nicht auf den anderen herab. Dort versucht keiner, sich auf Kosten des anderen Vorteile zu verschaffen. Der Starke unterdrückt nicht den Schwachen und raubt ihn aus.
In einer guten Gesellschaft, herrschen Gleichheit, Rücksicht, Zusammenarbeit und Hilfsbereitschaft." Dies zeigt ganz gut, wie die Sozialdemokraten denken: Sie wollen ein Schweden mit mehr Gleichheit und weniger Ungerechtigkeit. Die Sozialdemokraten bilden in Schweden die Regierung über weite Strecken des 20. Jahrhunderts. Die roten Abschnitte auf dieser Zeitleiste zeigen, wann die Sozialdemokraten an der Regierung waren: Vor allem während des Zweiten Weltkriegs bis zum Ende des 20. Jahrhunderts bestimmen die Sozialdemokraten die schwedische Politik.
Als regierende Partei tun sie in dieser dieser Zeit viel, um die Gesellschaft zu verändern. So führen sie Reformen durch, erhöhen die Renten und führen Sozialleistungen ein: bezahlter Urlaub bei Krankheit, Elternzeit und Kindergeld. Diese Reformen gelten für alle, nicht nur für die Ärmsten: Die Sozialdemokraten wollen das Wohl aller. Die Liberalen finden das alles plötzlich übertrieben. Klar, das allgemeine Wahlrecht war wichtig.
Aber ein Allgemeinwohl, damit hat die Regierung zu viel Einfluss. Heute arbeiten die Liberalen also lieber mit der konservativen Partei – den Moderaten – zusammen. Schweden verändert sich während des späten 20. Jahrhunderts. Es gibt weniger Arbeit in der Industrie und mehr im Dienstleistungsbereich.
Und je weniger Arbeiter es gibt, desto weniger Stimmen erhält die Sozialdemokratische Arbeiterpartei. Die Sozialdemokraten sind heute immer noch eine große Partei in der schwedischen Politik – sie sind aber nicht mehr so mächtig. Die Partei steht den Gewerkschaften immer noch sehr nahe. Bei Wahlen setzen sie sich in der Regel für Zusammenhalt, finanzielle Sicherheit und Fairness ein. Sie wollen als verantwortungsvolle und zuverlässige Partei gesehen werden - als eine Partei, die Schweden durch schwierige Jahre und Krisen geführt hat.
Anders als die Parteien, die weiter rechts stehen, neigen die Sozialdemokraten mehr dazu, die öffentliche Hand zu stärken und die Steuern zu erhöhen. Viele der Symbole, wie Fahnen und Lieder, die die Partei benutzt, verstärken dieses Bild. Aber im Vergleich zu den Parteien, die weiter links stehen, sind die Sozialdemokraten offener für die Marktwirtschaft und die Freiheit der Unternehmen. Die Sozialdemokraten haben im Laufe der Zeit mit vielen Parteien eine Regierung gebildet – mit rechten und mit linken Parteien. Das ist vielleicht gar nicht so seltsam, denn immerhin ist sie die älteste Partei im Reichstag.