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Die schwedische gemäßigte Partei
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True or false? The Swedish political party that is today called "Moderaterna" was formed in 1904 in the restaurant Runan in Stockholm.
Es ist das frühe 20. Jahrhundert. Aus den Bergwerken, Wäldern und Fabriken kommen Güter, die man in andere Länder exportiert. Es sind gute Zeiten für die Besitzer von Land und Unternehmen. Sie glauben, dass die Industrialisierung die Gesellschaft positiv verändert.
Aber Industrialisierung ist nicht die einzige Veränderung, die im Gange ist. Der König verliert seine Macht – genau wie der Adel und die Kirche. Die Arbeiter stellen jetzt Forderungen, und die Frauen wollen sogar ein Wahlrecht. Solche Veränderungen mögen diese Männer natürlich gar nicht. Sie wollen, dass die Kirche, der König, das Militär und die Nation so bleiben, wie sie sind.
Sie denken konservativ und nationalistisch. Politisch gesehen, stehen sie rechts. 1904 tun sich die konservativen Abgeordneten zusammen und bilden eine neue politische Partei. Sie nennen sich die Konservative Partei. Diese Partei will die aktuellen Veränderungen in der Gesellschaft verlangsamen.
Aber die Arbeiter und Frauen bekommen endlich ihr Wahlrecht. Und die politische Rechte verliert immer häufiger Wahlen. In den 1930ern sind die Sozialdemokraten dann so stark, dass die Konservativen keinen Wahlsieg mehr landen können. In dieser Zeit kommen in Deutschland die Nazis an die Macht. Die Jugendorganisation der Konservativen Partei ist begeistert von Hitler und will als Partei auch so sein wie die Nazis.
Doch die meisten Parteimitglieder sind gegen den Nationalsozialismus und schließen die Jugendorganisation deshalb aus. Die Partei ändert öfters ihren Namen, aber das bringt ihnen nicht mehr Wählerstimmen. Die meisten Leute nennen die Partei nun "Die Moderaten". Ihr Vorsitzender ist Gösta Bohman. Er hat die Nase voll davon, dass die Sozialdemokraten seit den 1930ern an der Macht sind.
Bohman redet mehr darüber, was die Moderaten erreichen wollen – und weniger darüber, wogegen sie sind. Die Moderaten nehmen Ideen aus dem Liberalismus auf. Drei ihrer Hauptthemen sind: Die Leute sollen ihre eigenen Entscheidungen treffen dürfen: z. B frei wählen können zwischen Dingen wie Gesundheitswesen und Schulen. Unternehmer sollen bei der Gründung und Führung von Firmen weniger Vorschriften befolgen müssen.
Und die Steuern sollen runter, damit mehr Leute von ihrem Lohn leben können und keine Sozialhilfe brauchen. Sie finden auch, dass Schweden der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft beitreten sollte – dem Vorgänger der EU. Und dann passiert es tatsächlich: Die Moderaten und zwei andere Parteien, die politisch rechts und in der Mitte stehen, gewinnen zusammen die Wahlen! Die Mitte-rechts-Parteien bilden sechs Jahre lang die Regierung. Die Zentrumspartei und die Liberalen dürfen abwechselnd den Ministerpräsidenten bestimmen.
Doch den Parteien fällt es schwer, sich zu einigen. 1982 verlieren sie dann die Wahlen. Zumindest wissen sie nun, dass sie die Sozialdemokraten schlagen können. Außerdem sind die Moderaten nun die größte aller rechten Parteien. Neun Jahre später schaffen sie es wieder: Die Mitte-rechts-Parteien gewinnen die Wahlen.
Und dieses Mal dürfen die Moderaten den Ministerpräsidenten bestimmen. Sie entscheiden sich für Carl Bildt. In seinen drei Jahren als Regierungschef setzt das Mitte-rechts-Bündnis viele Reformen um: mehr Privatbesitz und Wettbewerb und weniger Staatsbesitz und Vorschriften. Die Mitte-rechts-Parteien sind danach 12 Jahre lang in der Opposition. Erst dann können sie wieder gewinnen – unter dem Namen "Allianz für Schweden".
Auch dieses Mal dürfen die Moderaten den Ministerpräsidenten stellen. Es ist Fredrik Reinfeldt. Doch inzwischen ist fast nichts mehr übrig von der alten nationalistisch-konservativen Partei. Die Moderaten sprechen nicht mehr vor allem den Adel und Geschäftsführer an. Die Partei hat sich von rechts außen zur politischen Mitte hin bewegt.
War das eine zu große Veränderung? Nach ihrer Niederlage bei der Wahl 2014 wird diese Frage immer lauter für die Moderaten. Wie konservativ und nationalistisch wollen sie sein? Und wie liberal und wie weltoffen?