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Die schwedische Zentrumspartei
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True or false? The Centre party was part of The Alliance
Das ist Axel Pehrsson: ein Bauer aus Bramstorp in Südschweden. Früher war er im Parlament bei den Liberalen, aber jetzt ist er einer anderen Partei beigetreten: dem Bauernbund. Wie viele andere Bauern auch findet er, dass die Bauern nicht genug Mitspracherecht haben. Das will er ändern. Während die anderen politischen Parteien auf Ideologien – Konservatismus, Sozialismus und Liberalismus – beruhen, interessiert sich der Bauernbund nicht allzu stark für Ideologie.
Sie sind für Dinge, die den Bauern nutzen. Sie wollen die Interessen der Bauern schützen. Die Sozialdemokraten haben die Wahl gewonnen, aber sie haben keine klare Mehrheit. Sie brauchen die Hilfe anderer Parteien, um ihre Ideen im Parlament durchzuboxen. Axel Pehrsson-Bramstorp macht ein Angebot: Sie akzeptieren einige der Vorschläge der Sozialdemokraten, wenn die Sozialdemokraten dafür Themen zustimmen, die dem Bauernbund wirklich wichtig sind.
Der Bauernbund will Importe besteuern und den Außenhandel einschränken, um die schwedischen Bauern zu schützen. Die Sozialdemokraten wollen die Zahl der Arbeitslosen senken, indem sie besondere Regierungsprogramme für sie bieten. Die beiden Parteien einigen sich und stimmen den Vorschlägen des anderen zu. Die anderen Parteien finden, dass man so keine Politik machen dürfe. Sie nennen es Kuhhandel.
Aber der "Kuhhandel" geht weiter. Axel Pehrsson-Bramstorp wird Landwirtschaftsminister und für eine kurze Zeit auch Ministerpräsident. Im Laufe des 20. Jahrhunderts gibt es immer weniger Bauern. Der Bauernbund will jetzt nicht nur die Partei für Bauern sein, sondern für das gesamte "Landvolk".
Sie vermitteln ein idealisiertes und nationalistisches Bild des ländlichen Schweden aus alten Zeiten. Sie sagen, sie wollen "das schwedische Volk schützen" vor "minderwertigen und fremden Rassen." Diese rassistischen Ausdrücke stehen so im Parteiprogramm in den unruhigen Zeiten des Zweiten Weltkriegs. Sie haben aber keine konkreten Wirkung auf die Politik des Landes. In den 1950er Jahren läuft es schlecht für den Bauernbund. Er arbeitet kurz mit den Sozial- demokraten zusammen und ändert dann seinen Namen in Centerpartiet um: die Zentrumspartei.
In den 1970er Jahren ist die Centerpartiet gegen die Nutzung von Kernenergie in Schweden. Das bringt ihnen neue Stimmen. Bei den Wahlen im Jahr 1976 ist Kernkraft das wichtigste Thema für die Wähler. Der Vorsitzende der Centerpartiet – Thorbjörn Fälldin – wird Ministerpräsident einer bürgerlich- liberalen Koalition. Bürgerlich-liberale Regierungen wollen meist eine Marktwirtschaft.
In puncto Landwirtschaft will die Centerpartiet nicht, dass Angebot und Nachfrage den Milchpreis bestimmen – den sollen besser der Staat und der nationale Verband der Landwirte aushandeln. Das führt im Laufe der Zeit dazu, dass die Preise steigen und die Bauern mehr produzieren, als sie verkaufen können. Den anderen Parteien gefällt das nicht. Sie wollen die Landwirtschaftspolitik ändern bzw. reformieren.
1990 beschließt die Regierung, dass Angebot und Nachfrage – und nicht der Staat – den Preis von Agrarprodukten bestimmen soll. Man öffnet den Markt. Die Centerpartiet tritt in den 1990ern einer weiteren bürgerlich-liberalen Regierungskoalition bei. Danach kehren die Sozialdemokraten an die Macht zurück – zusammen mit der Centerpartiet. Beide Parteien suchen sich wieder Themen heraus, auf die sie sich einigen können.
Die anderen meckern: "Mehr Kuhhandel!" 2001 wählt man Maud Olofsson zum Vorsitzenden der Partei. Sie hat kein Interesse daran, mit den Sozialdemokraten zusammenzuarbeiten. Stattdessen verbündet sie die bürgerlich-liberalen Parteien unter dem Namen "Allianz". Die kommt so gut an, dass sie 2006 und 2010 die Wahlen gewinnt. Trotzdem finden viele Bauern, dass die Partei ihnen nicht genug hilft.
2011 übernimmt Annie Lööf die Führung der Partei. Sie ist absolut für eine Marktwirtschaft – ohne Vorschriften oder staatliche Unterstützung. Die Centerpartiet ist nun nicht mehr bürgerlich, sondern eher rechtsliberal. Einige Mitglieder machen sich Sorgen und hinterfragen sich: "Sind wir keine Partei für die Bauern und das Landvolk mehr?" Die Partei spricht ab sofort wieder über kleine Unternehmen, die Umwelt und die ländlichen Gemeinden. Wofür steht die Centerpartiet wirklich?
Will sie eine Partei mit einer liberalen Ideologie sein, die einen freien Markt fördert, aber auch die Interessen der Bauern und der ländlichen Gemeinden vertritt? Kann eine Partei das alles gleichzeitig leisten?