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Die schwedische Linkspartei
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True or false? The Left Party was formed by people expelled from the Social Democratic party.
In Europa tobt der Erste Weltkrieg. In Schweden mangelt es an Lebensmitteln. Die Menschen sind hungrig – und wütend. Die Konservativen verlieren die Regierungskontrolle an die Liberalen und die Sozialdemokraten. Die Sozialdemokraten wollen die Gesellschaft – nach und nach – verändern.
Einige von ihnen sind damit aber nicht zufrieden. Sie wollen die gesamte Gesellschaft auf einmal verändern. Dieser Mann begeistert sie mit seinen Ideen: Karl Marx aus Deutschland. Marx sagt, die Gesellschaft sei in Gruppen – soziale Klassen – eingeteilt. Und dass die Klassen unterschiedlich viel Macht haben: die Reichen, welche Land und Fabriken besitzen – die Kapitalisten – und die Armen – die Arbeiterklasse.
Kapitalisten nutzen die Arbeiterklasse aus und unterdrücken sie. Deshalb, so Marx, sollten die Arbeiter rebellieren, die Macht ergreifen und einen Arbeiterstaat bilden. Der würde dann schließlich zu einer klassenlosen Gesellschaft führen, in der alles allen gehört. Man nennt das Kommunismus. Diese radikalen, revolutionären Sozialdemokraten werden ausgeschlossen.
Sie gründen ihre eigene Partei: die sozialdemokratische Linkspartei Schwedens. Die neue Partei arbeitet mit den Kommunisten in Russland zusammen, die in einer Revolution die Macht ergriffen haben und ein neues Land gründen wollen: die Sowjetunion. Die wird sich später zu einer brutalen Diktatur entwickeln. Den Gründern der neuen schwedischen Partei fällt es nicht leicht, zusammen zu bleiben. Die Partei ändert ihren Namen, Mitglieder treten aus oder werden ausgeschlossen und gründen neue Parteien.
An einem Zeitpunkt gibt es zwei Parteien, die genau den gleichen Namen haben. Als der Zweite Weltkrieg ausbricht, ernennt das Parlament eine neue Regierung, in der alle Parteien vertreten sind – außer den Kommunisten. Sie gehören nicht zur Regierungskoalition, da sie zu eng mit der Sowjetunion verbunden sind. Nach dem Krieg ändert die Partei ihr Programm und spricht nicht mehr von einer Revolution. Nun sind die Sozialdemokraten bereit für eine Zusammenarbeit.
Die Sozialdemokraten rücken etwas nach links – politisch gesehen. Im Gegenzug erhalten sie im Parlament Unterstützung von den Kommunisten. Durch dieses Zusammenspiel können die Sozialdemokraten die Regierung viele Jahre lang lenken. Die kommunistische Partei ändert ihren Namen wieder und unterstützt die Sozialdemokraten auch weiterhin. Die Partei behauptet nun, voll und ganz hinter der Demokratie zu stehen.
Trotzdem bleibt sie eng verbunden mit den kommunistischen Diktaturen in Osteuropa, Nordkorea und der Sowjetunion, die sie auch finanziell unterstützen. 1989 ändert sich Europa dann blitzschnell. Die kommunistischen Regierungen in Osteuropa brechen nacheinander zusammen. Die Länder nähern sich schnell der Demokratie an. Bald bricht auch die sowjetische Regierung zusammen.
Es ist nicht mehr möglich, die Unterdrückung, die stattgefunden hat, zu leugnen und das Wort "Kommunist" wird zu schwer zu verteidigen. Die Partei, die noch weiter links ist als die Sozialdemokraten, ändert wieder ihren Namen. Ihre neue Parteichefin: Gudrun Schyman. Sie sagt klar Nein zum revolutionären Kommunismus. Die Partei will immer noch die Gleichstellung von Reich und Arm und ist gegen Klassentrennung.
Aber nun kämpft sie mit demokratischen Mitteln. Schyman will auch für etwas Neues kämpfen: Die Gleichstellung von Männern und Frauen – Feminismus – ist nun auch ein wichtiges Thema für die Partei. Die Linkspartei ist beliebter denn je. Die Zeit vergeht – Parteiführer kommen und gehen. Etwa 5 % der Wähler stimmen gewöhnlich für die Linkspartei.
Die Partei unterstützt weiterhin die Sozialdemokraten im Parlament. Dafür akzeptieren die Sozialdemokraten einige ihrer Forderungen. Die Linkspartei ist allerdings nie Teil der Regierung. Die Linkspartei hat sich verändert: von revolutionär zu demokratisch. Es begeistert sie noch immer, wie Karl Marx die Gesellschaft versteht und dabei sieht, wie die Macht auf Klassen oder Gruppen verteilt ist.
Die Partei will Gruppen unterstützen, die am stärksten unterdrückt werden – Gruppen mit der geringsten Macht: Arme, Frauen, LGBTQ-Mitglieder und Menschen, die man als fremd ansieht. Die Linkspartei will zeigen, dass sie für Gleichheit und Fairness zwischen den Gesellschaftsgruppen steht. Doch Fairness zwischen den Gruppen ist nicht immer so einfach. Die Gesellschaft besteht aus Einzelnen, die nicht immer in die Gruppen passen, von denen die Partei redet. In welche Gruppe passen z.
B. eine reiche Frau oder ein männlicher Einwanderer? Sind sie hauptsächlich Unterdrücker oder Unterdrückte? Außerdem gelten die meisten Gesetze und Rechte für Einzelpersonen und nicht für Gruppen.