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Das Wahlsystem in Indien
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Wahr oder falsch? In Indien stimmen die Wähler für Politiker, die als Premierminister und Präsident kandidieren.
Das ist Indien, die größte Demokratie der Welt. Bei den Parlamentswahlen in Indien wählen mehr Menschen als in den gesamten USA und der EU zusammen. Ja, es gibt Wahlen. Danni, du solltest aber lieber nicht kandidieren. Mehrere hundert Jahre lang herrschte in Indien das Britische Weltreich.
Es war eine britische Kolonie. Die Briten hatten die Kontrolle über das gesamte Geld und wollten nichts davon mit den Indern teilen. Die Inder haben es also satt, dass andere Länder Dinge für sie entscheiden. Willst du denn immer noch wissen, wie in Indien die Wahlen ablaufen? Das ist Vivek.
Vivek ist einer der vielen Inder, die nicht lesen und schreiben können. Er ist Analphabet. Aber er kann trotzdem wählen! Zu jeder Partei gehört ein Bild – ein Symbol, das die Leute erkennen. Was macht Vivek nun?
Es ist so: Wenn er wählen geht, muss er seinen Finger in Tinte tauchen. Man muss sehen können, dass er gewählt hat. So kann er nicht zweimal abstimmen. Kann er die Tinte nicht einfach abwaschen? Nein, diese besondere Tinte kann man nicht abwaschen.
Wählt Vivek einen Premierminister oder einen Präsidenten? Er wählt einen Abgeordneten für das Parlament. In Indien gibt es mehr als fünfhundert Wahlbezirke – oder Wahlkreise. Jeder Wahlkreis hat einen Sitz im Parlament: ein Mandat. Diese Parteien stehen in Viveks Wahlkreis zur Wahl.
Im Radio und TV findet Vivek heraus, wofür die einzelnen Kandidaten stehen. Dann wählt er denjenigen, dem er seine Stimme geben will. Der Kandidat mit den meisten Stimmen in seinem Wahlkreis wird ins Parlament gewählt und ist somit Abgeordneter des Parlaments. Man nennt dieses System Mehrheitswahlrecht. Nehmen wir an, Viveks Wunschkandidat gewinnt die Wahlen.
Was passiert dann? Dann sitzt er als Abgeordneter in der Zweiten Kammer des Parlaments: Lok Sabha. Dort werden Gesetze verfasst. Hat eine Partei nicht mehr als die Hälfte aller Sitze – also keine Mehrheit – dann kann diese Partei mit anderen Parteien eine Koalition bilden. Zusammen haben sie dann eine Mehrheit.
Und diese Mehrheit wählt dann den Premierminister. Dieser kommt fast immer von der Partei mit den meisten Abgeordneten. Der Premierminister ist der Regierungschef. Er bestimmt die verschiedenen Minister des Landes und ist für die Außenpolitik zuständig. In der Ersten Kammer des Parlaments – im Rajya Sabha – verfasst man auch Gesetze.
Aber nur solche Gesetze, die die Regierung nichts kosten und den Staatshaushalt nicht betreffen. Gesetze, für die Staatsgelder nötig sind, kommen nur aus der Zweiten Kammer. Die Bundesstaaten Indiens wählen Abgeordnete in die Erste Kammer über indirekte Wahlen. Vivek kann also nicht direkt für einen Kandidaten stimmen. Stattdessen gibt er bei Gemeindewahlen seine Stimme ab, um das Parlament in seinem Bundesstaat zu wählen.
Das Parlament im Bundesstaat wählt dann die Kandidaten für die Erste Kammer. Jeder Staat hat in der Ersten Kammer eine bestimmte Zahl von Sitzen, je nachdem wie viele Menschen in den einzelnen Bundesstaaten leben. Die Parlamente der Bundesstaaten und das nationale Parlament wählen zusammen den indischen Präsidenten. In Indien verabschiedet der Präsident die Gesetze. Er kann auch entscheiden, sie zu ändern.
Die Hauptaufgabe des Präsidenten ist es außerdem, sicherzustellen, dass die indische Verfassung eingehalten wird. Ja, die Warteschlange zur Wahlurne ist ganz schön lang, was? Dort stehen alle möglichen Leute! Die indische Gesellschaft ist überhaupt nicht ausgeglichen. Und außer in Zeiten wie diesen haben Reiche und Arme ganz unterschiedliche Rechte.
Die Parlamentswahlen gehören zu den wenigen Ereignissen, wo die Stimme jedes Menschen gleich viel wert ist. Und das ist doch gut, oder? Nein, Danni! Diesmal kannst du wirklich nicht mitentscheiden.