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Was ist Armut?
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Wahr oder falsch? In allen Ländern der Welt bekommt man die gleichen Dinge für zwei Dollar.
Denk einmal darüber nach: Was bedeutet es, arm zu sein? Bedeutet es, dass du dir dann nicht die gleiche Kleidung oder das gleiche Handy wie deine Freunde leisten kannst? Kannst du dann nicht den Sport ausüben, den du so magst? Oder bekommst du dann keine Hilfe mehr, wenn du krank bist? Oder heißt Armut, dass du nicht weißt, wann du deine nächste Mahlzeit hast, oder wo du die Nacht verbringst?
Oder bedeutet arm sein vielleicht alle diese Dinge? Jeder hat eine Idee davon, was Armut ist aber diese Ideen können verschieden sein. Kann man Armut irgendwie bestimmen? Viele Menschen und Organisationen auf der ganzen Welt bestimmen Armut anhand von Geld. Das persönliche und nationale Einkommen kann man relativ leicht messen.
Die Werte zeigen ganz gut auf, wie viel Geld die Menschen haben und was sie sich leisten können. Das ist sehr sinnvoll, denn du kannst mithilfe von Geld, nahrhafte Lebensmittel kaufen, sauberes Wasser zum trinken bekommen, eine sichere Unterkunft haben und die notwendige Hygiene und medizinische Versorgung genießen. Allerdings schwanken die Kosten dafür von Ort zu Ort. Verschiedene Länder und Regionen haben den Mindestbetrag geschätzt, den man braucht, um diese Grundbedürfnisse bezahlen zu können. Diesen Betrag bezeichnet man oft als Armutsgrenze oder Armutsschwelle.
Die Armutsgrenze legt eine sogenannte extreme oder absolute Armut fest. Alle Menschen mit einem Einkommen unterhalb der Armutsgrenze gelten als arm – egal wo sie leben. Weltweit wird die Armutsgrenze berechnet als ein Durchschnitt der Armutsgrenzen der verschiedenen Länder. 2015 lag die Armutsgrenze bei 1,90 US-Dollar pro Person pro Tag. Aber was kann man für weniger als zwei Dollar bekommen?
Nun, nicht viel! In Kanada gibt es dafür einen Liter Milch. In Schweden einen Laib Brot. In Kenia 12 Eier. Und in Deutschland reicht es für eine Tafel Schokolade.
Es gibt aber auch eine andere Sichtweise auf Armut, die den Lebensstandard der Mehrheit berücksichtigt und diesen mit der finanziellen Lage des einzelnen Menschen vergleicht. Als ein Beispiel: Jeder in der Nachbarschaft hat ein schönes Einfamilienhaus und ein Auto. Nur einer lebt dort in einer kleinen Wohnung und kann sich nicht einmal öffentliche Verkehrsmittel leisten: Dann gilt dieser Mensch als arm. Auch dann, wenn sein Einkommen deutlich über der Armutsgrenze liegt! Man nennt das relative Armut.
Diese betrachtet das Einkommen einer Person und vergleicht es mit dem Rest der Gesellschaft, in der die Person lebt. Aber ist Geld wirklich der einzige Faktor, der Armut bestimmt? Was ist mit schlechten Lebensbedingungen, Krankheit, Bildungsmangel, Ungleichheit oder einer unsicheren Zukunft? Oder der geringen Chance, dem Ganzen zu entkommen? Manche Experten betonen diese Faktoren und wollen damit zeigen, dass Armut zu komplex ist, um es allein mit dem Faktor Einkommen bzw.
Geld zu bestimmen. Das Argument: Es gibt viele andere Aspekte oder Dimensionen, die Armut bestimmen. Beispiele für diese Dimensionen sind Nahrungsmangel und sauberes Frischwasser, kein Zugang zu medizinischer Versorgung oder Bildung, hohe Kindersterblichkeit und Arbeitslosigkeit. Dieser Ansatz befasst sich mit der mehrdimensionalen Armut. Um diese Art von Armut messen und analysieren zu können, haben Experten einen Index zur Berechnung vieler Dimensionen entwickelt.
Dieser Index ist bekannt als "Index der mehrdimensionalen Armut". Er konzentriert sich auf Kennzeichen für Gesundheit, Bildung und Lebensstandards. Es gibt keine perfekte Methode, Armut zu bestimmen, denn jeder Mensch versteht Armut anders. Es ist wichtig, dass wir ein gewisses Verständnis davon haben, was Armut ist. So können wir erkennen, wer tatsächlich Hilfe braucht, können die Ursachen finden und an Lösungen arbeiten, um Armut zu verhindern.